Die Bezüge des SkyEurope- Aufsichtsrats nannten manche Aktionäre schlicht "unverschämt".

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Wien – Nach einer mehr als sechsstündigen, turbulenten und großteils sehr aggressiven Hauptversammlung (HV) musste der Vorstand der defizitären SkyEurope klein beigeben. Die Anträge auf eine Kapitalerhöhung und die Aktienoptionen für den Vorstand und leitende Mitarbeiter ging nicht durch. Dafür wäre eine Zweidrittelmehrheit notwendig gewesen, tatsächlich waren es nur 55 Prozent. Die mitunter forsch auftretenden Aktionäre kritisierten die Maßnahme als Blankoscheck und wollten genaue Bedingungen für das Optionsprogramm wissen.

Etliche Aktionäre gaben zu allen Abstimmungsergebnissen und Beschlüssen Widerspruch zu Protokoll und kündigten Anfechtungsklagen an. Mehrfach wurde ein gerichtliches Nachspiel in Aussicht gestellt. Empörte Aktionäre sprachen wiederholt von "Skandal".

52 Prozent der SkyEurope-Aktien sind im Streubesitz. Größter Einzelaktionär ist der US-Fonds York mit 23 Prozent. Die beiden Investoren Ronny Pecik und Georg Stumpf, die zuletzt mit massiven Aktienkäufen für extreme Kurssprünge sorgten, waren bei der HV nicht anwesend. Doch sie ließen sich wortgewaltig vertreten. Auch wenn ihr Versuch bisher misslang, die Kontrolle über SkyEurope zu bekommen. Wie berichtet, hat die Pecik nahe stehende RPR-Privatstiftung ihren Anteil von 16,55 Prozent auf mittlerweile 4,5 Prozent reduziert.

Anträge auf Sonderprüfung

Das war exakt jener Anteil, mit dem der Autohändler Walter Benda bei der HV versuchte, für Pecik Stimmung zu machen. Doch ihre Anträge auf Sonderprüfung über die Stellung des Fonds York und die Bilanzierung der Wandelschuldverschreibung fanden keine Mehrheit. HV-Profi Rupert Heinrich Staller machte Benda den Vorschlag, ein Übernahmeangebot für 6,10 Euro je Aktie zu legen. Die Aktie verlor am Freitag 9,60 Prozent und notierte bei 4,05 Euro.

SkyEurope-Chef Christian Mandl erzählte bei der HV erstmals, was sich hinter den Kulissen zuletzt abspielte: Pecik wollte die Zusammenführung von SkyEurope mit der Airline seines Freundes Niki Lauda, "Niki", prüfen und verlangte eine Due-Diligence-Prüfung der SkyEurope. Das lehnte Mandl ab, weil er nicht einem Aktionär eine Sonderstellung einräumen könne. Mit einer Gastkarte verfolgte Laudas Finanzchef, Gottfried Neumeister, Teile der HV.

Diskussion

Weil Hans Källenius mit dem Vorsitz überfordert war, entwickelte sich die HV zeitweise zur unübersichtlichen Diskussionsveranstaltung. Notar Rupert Brix musste sich ob seiner schroffen Art heftige Kritik der streitbaren Aktionäre gefallen lassen. Das war dann die Stunde Stallers, der den interimistischen Finanzvorstand mit Fragen nach fixen und variablen Kosten zur Verzweiflung brachte. Staller an Mandl: "Wenn der Herr nur interimistisch diese Funktion hat, dann sollte das auch so bleiben. Und wenn sie schon jemanden suchen, dann bitte nicht den Herrn Kleibl (Finanzvorstand der AUA, Anm.) nehmen, weil der kann meine Fragen auch nicht beantworten; bei dem bekomme ich immer Kopfweh."

"Unverschämt" fanden die Aktionäre die Bezüge des Aufsichtsrats. Geplant war monatliche Vergütung von 12.000 Euro für den Aufsichtsratsvorsitzenden, der stellvertretende sollte 10.000, die übrigen Mitglieder 8000 Euro monatlich erhalten. Zusätzlich sollte es ein Sitzungsgeld von 300 Euro geben. Der Aufsichtsratsvorsitzende rechtfertigte sein Gehalt damit, dass er ungewöhnlich viel Zeit – zwei Tage pro Woche – für den Konzern aufwende und viele Sonderkonditionen herausverhandelt habe. (Claudia Ruff, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 31.3./1.4.2007)