Melbourne - Markus Rogan ist geläutert. Der ehemalige Darling der Nation, der sich durch seine mediale Omnipräsenz nach den beiden Olympia-Silbermedaillen 2004 in Athen nicht nur Freunde gemacht hat, hat sich vor der WM in Melbourne aus dem Rampenlicht genommen, das er so sehr liebt. Rogan hat sich in seiner Wahl-Heimat Rom auf das Schwimmen konzentriert und wurde mit der dritten Langbahn-WM-Medaille seiner Karriere belohnt - Bronze über 200 m Rücken.

Der Österreicher war erst im Jänner nach Italien übersiedelt, um sich mit Weltmeistern und Olympiasiegern auf das Großereignis vorzubereiten. Die Erfolgsgemeinschaft bleibt auch nach der WM in Melbourne bestehen. Darauf hat sich Rogan bereits festgelegt. Denn der 24-jährige Wiener glaubt, seinem ganz großen Ziel in Rom einen Schritt näher zu kommen. 2008 in Peking will Rogan seine Karriere mit Olympia-Gold krönen.

Jenes Gold, das er in Athen bereits für 20 Minuten innegehabt hatte - bis die Disqualifikation seines ehemaligen Studienkollegen Aaron Peirsol zurückgezogen wurde. Der Österreicher aber hatte sich auch mit Olympia-Silber und den darauf folgenden Titeln bei der Kurzbahn-EM in Wien zum Superstar gemacht und dabei auch immer mehr Neider gefunden.

Rogan lernte, mit ihnen und ihrer zum Teil sehr heftigen Kritik umzugehen. "Ich habe mittlerweile eine viel dickere Haut", versichert der 24-Jährige. "Und ich bin gelassener als früher." Aus der Ruhe, die er in Rom gefunden hat, schöpfte er noch mehr Kraft für sportliche Höchstleistungen. Seine Zeiten geben ihm recht. Der mit mittlerweile 21 Medaillen bei Großereignissen meistdekorierte Schwimmer Österreichs war nie schneller als 2007 in Melbourne.

Doch Rogan ist mehr als der Ausnahme-Athlet, als der er 2004 unmittelbar vor Olympia aus den USA nach Österreich zurückgekehrt war. Er ist ein Denker, der ebenso gerne aktuelle Fragen der Gesellschaftspolitik diskutiert wie sein sprachliches und kulturelles Wissen erweitert. An Intelligenz und an Charme mangelt es dem Medienprofi nicht. "Ich stehe eben gerne im Mittelpunkt." Und er polarisiert, weil er über den Tellerrand blickt.

Rogans positive Einstellung zum Schwimmen wie zum Leben mag auf manchen provokant wirken, weil sie so ungewöhnlich und vielleicht einzigartig ist. Er sieht den Sport als Bühne, die er für seine Anliegen nutzt. Ob er für den Kebabstand eines Freundes wirbt, Fundraising für karitative Organisationen betreibt oder seinen Sponsor mit geborgter australischer Badehaube ins rechte Licht rückt - der Wiener ist ein Entertainer, ein Meister der Selbstinszenierung. Aber er hat dabei nie seine Ziele aus den Augen verloren.

Schon mit 14 Jahren war Rogan mit seiner Familie nach Washington übersiedelt, weil sein Stiefvater und aktueller Manager Michael Schmitz dort als ZDF-Korrespondent tätig war. Nach der Highschool machte Rogan seinen Magister in Internationalen Beziehungen und Wirtschaft an der Eliteuniversität Stanford in Kalifornien. Die Zeit im Ausland hat ihn geprägt. Er ist ein Kosmopolit, der Toleranz lebt und stets seine Teamfähigkeit betont. Daher hat Rogan auch in Rom schnell Anschluss gefunden. So, wie er es überall tut. (APA)