Netzpolitik
"The day the music died": Napster wird zum Schweigen gebracht
Bundesgericht ordnete Schließung an - MP3-Tauschbörse wird vorübergehend "abgedreht" - Etappensieg für Musikindustrie
m ersten größeren Gerichtsverfahren um Urheberrechte im Internet hat die US-Musikindustrie einen Sieg gegen die
Internet-Musiktauschbörse Napster
errungen. Eine Richterin des Bezirksgerichts von San Francisco gab am Mittwoch einer einstweiligen
Verfügung des Verbandes der US-Plattenindustrie (RIAA) statt und ordnete die Abschaltung von Napster für Samstag an.
Die RIAA beschuldigt den Internetanbieter, mit seiner kostenlosen Online-Tauschbörse Urheberrechte zu verletzen. Auch die
Heavy-Metal-Band Metallica hatte sich der Klage gegen Napster angeschlossen.
Richterin Marilyn Hall Patel stellte nach einer zweistündigen Anhörung eine Verletzung der Urheberrechte im Großhandelsumfang fest.
Es handle sich bei der Onlineplattform um eine getarnte Musikpiraterie. Napster habe bewusst ein System geschaffen, mit dem sich
Raubkopien erstellen ließen und das Urheberrecht verletzt würde.
Der RIAA-Verband, in dem große Medienkonzerne wie Seagram, die Bertelsmann-Tochter BMG und die Sony-Tochter Sony Music
zusammengeschlossen sind, bezeichnete die Entscheidung als wegweisend für die Zukunft von Onlinemusik. Es habe sich gezeigt, dass
die normalen Urheberrechte auch im Internet gelten. Auch die Austria Presse Agentur begrüßte das Urteil als "Signal gegen
Contentpiraterie".
Tauschbörse
Mit der Software von Napster können Fans Musikdateien im Internet suchen und auf der Website des Unternehmens mit anderen
Napster-Mitgliedern tauschen. Die Datenmengen der Musikstücke werden durch das Kompressionsverfahren MP3 so reduziert, dass ein
Download der Dateien - also die Übertragung auf den eigenen Computer - relativ schnell möglich ist.
Die richterliche Entscheidung hat Napster einen bisher nicht gekannten Zulauf beschert. "Die Leute downloaden wie verrückt", schreibt
Napster-Nutzerin "Princess Nicky 007" in einem Chatroom. Napster-Fan Cary Miller sagt, er habe noch nie so einen Betrieb auf den
Napster-Seiten gesehen. "Zurzeit stehen rund 760.000 Lieder gleichzeitig auf nur einem Server zum Tausch, normalerweise sind es
gerade mal 500.000 Songs." Napster hat mehrere solcher Server - zentrale Computer -, um die Mitglieder für den Musiktausch
miteinander zu verbinden.
Erfahrene Napster-Fans sehen sich bereits nach Alternativen wie Gnutella oder Freenet um, gegen die wegen ihrer dezentralen
Struktur rechtlich kaum vorgegangen werden kann. (red/Reuters)