Titelverteidigerin Liu Jia ist bei der Tischtennis-EM in Belgrad im Einzel-Achtelfinale ausgeschieden. Die Linzerin unterlag der routinierten 43-jährigen Luxemburgerin Ni Xia Lian 2:4, es waren die ersten Satzverluste der 25-Jährigen in diesem Bewerb nach drei 4:0-Siegen en suite. Ganz unerwartet waren die Probleme gegen das Spiel der zweifachen Mutter aber nicht, nach etlichen Niederlagen hatte Liu Ni erst unlängst besiegt.

Nun spielte die unbekümmert spielende Europameisterin von 1998 und 2002 aber ihre Routine aus, während Liu als Titelgewinnerin von Aarhus 2005 doch unter gewissem Druck stand. Den hatte sie bis dahin im Turnierverlauf nicht erkennen lassen, fürchtete die zweifache Top-12-Siegerin vor dem Spiel aber doch ein wenig. Zweimal musste Liu dann einen Satzrückstand ausgleichen, ehe die ehemalige Weltranglisten-Vierte davon zog.

"Ihr Spiel liegt mir einfach nicht", erklärte Liu nach der Niederlage. "Außerdem hat sie wirklich alles getroffen." Ni spielt abwechselnd mit kurzen und langen Noppen, was im heutigen Tischtennis unüblich ist. Liu: "Auf das trainiere ich nicht. Und wenn man dann Fehler macht, wird man unsicher." Zu allem Überdruss hat der Schiedsrichter in Satz eins einen Punkt irrtümlich Ni zugeschrieben, der Satz ging Liu dann nur knapp 9:11 verloren.

Eine kuriose Parallele ergab sich durch Lius Niederlage zu Werner Schlager. Der Niederösterreicher war 2005 bei der WM in Shanghai als Titelverteidiger gegen den damals 42-jährigen Spanier He Zhi Wen ausgeschieden, Liu verlor ihren Titel nun eben gegen eine sogar ein Jahr ältere Spielerin. Der Oberösterreicherin bleibt nun noch die Hoffnung auf eine Belgrad-Medaille im Doppel mit Veronika Heine.

Minuten vor Liu war auch Li Qiangbing im Achtelfinale mit 2:4 ausgeschieden. Ihre russische Gegnerin Irina Kotichina verteidigte mit langen Noppen, was der Oberösterreicherin überhaupt nicht behagte. "Ich konnte nicht mehr machen", sagte Li als Reaktion auf das sichere Spiel ihrer Gegnerin. Kotichina brachte fast jeden Angriffsball der 21-Jährigen zurück. Ebenso entscheidend: Die ÖTTV-Spielerin ließ in Satz zwei eine 9:1- bzw. 10:4-Führung ungenützt.

Schließlich scheiterte mit Robert Gardos auch der letzte österreichische Vertreter in den Einzel-Bewerben. Dem 28-Jährigen war der aufstrebende deutsche Jungstar Dimitri Owtscharow zu stark. Er unterlag 0:4, nachdem er in Satz zwei eine 10:8-Führung vergeben hatte. Der siegreiche Europameister mit der Mannschaft liegt in der Weltrangliste als aktuell 82. zwar noch 36 Plätze hinter dem Tiroler, doch das wird sich nach diesen Titelkämpfen ändern.

Gardos spielte auf einem der vier Haupttische und bemängelte, dass hier die Bälle um einiges schneller kämen als auf den Nebentischen. "Dort habe ich bis auf eines alle meine Matches gespielt", sagte der Legionär zur unguten Umstellung. "Gegen Owtscharow muss aber alles passen." ÖTTV-Bundestrainer Ferenc Karsai: "Robby hat jeden Satz knapp gehalten. Aber zum Schluss ist dann immer etwas passiert, hatte Owtscharow gute Bälle oder Glück." (APA)