Was für den Wiener Straßensänger die Pesttotengrube, in die er unversehens plumpste, mag für Günter Grass die Medienhetze des vergangenen Jahres gewesen sein, die die Sommerpause mit der wohlfeilen Empörung über sein spätes Bekenntnis füllte, als 16-Jähriger in der Waffen-SS gedient zu haben. Nicht nach Augustin, sondern seinem Verwandten - Dummer August - nennt Grass seinen jüngsten Band, in dem er in Lithografien und Gedichten seine Reaktionen auf die Angriffe notiert und sich selbst die Narrenkappe aufs Haupt zeichnet. Im Zirkus jedenfalls gilt dem nur scheinbar Dummen die Sympathie des Publikums, wenn er vom gestrengen Weißclown für seine irritierenden Kapriolen gescholten wird. (€ 25,70, Steidl) (cia / ALBUM/ DER STANDARD, Printausgabe, 31.3./1.4.2007)