Spät am Sonntag lud Helmut Zilk

zur 50. Austragung seiner Sendung Lebenskünstler im ORF. Vorbildlich erklärte er den schwierigen Begriff und definier- te damit jemanden, der "Schicksalsschläge überwindet und sich für andere einsetzt". Was also lag näher, als Karl-Heinz Grasser einzuladen, den ehemaligen Finanzminister, der sich für uns alle bis zum Verrutschen seines Scheitels einsetzte und nur von einem "Schicksalsschlag" am Wahltag daran gehindert wurde, dies auch weiterhin zu tun.

Foto: ORF/Schafler

Dank Zilks investigativer Gesprächsführung

entblätterte sich das Leben seines bekannt zurückhaltenden Gegenübers, von dem es bislang - und wie wir jetzt wissen - völlig falsch hieß, sein einziges Daseinsproblem läge in einer kleinen Unterscheidungsunsicherheit bezüglich der Wörter "dort" und "Torten". Weit gefehlt!

Schon als Mittzwanziger ereilte den bis dahin die "Zeitung nur von hinten lesenden" Bettelstudenten die Politik in Person von Jörg Haider - und bald darauf (er-)trug er das Joch des Landeshauptmannstellvertreters wie ein Mann.

Foto: ORF/Schafler

Hart ging's weiter:

Nach der Regionalpolitik geriet er in die Fänge des Industriekonzerns Magna, die nächste Heimsuchung war bereits die des Finanzministeriums, von seiner in die Öffentlichkeit gezerrten Ehe mit der Fiona ganz zu schweigen.

Da stellte sich am Ende die Frage: Haben wir KHG bisher völlig falsch eingeschätzt? Nach diesen Erkenntnissen, schämen wir uns fast, diesen selbstlosen Philantropen nie als solchen erkannt zu haben. (flu/DER STANDARD; Printausgabe, 3.4.2007)

Foto: ORF/Schafler