Wien - "Die Diskriminierung und Benachteiligung von Roma und Travellern sind gut belegt. Lösungsvorschläge existieren in Aktionsplänen und zahlreichen Strategien", sagte Beate Winkler, interimistische Direktorin der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (EFRA), in einer am heutigen Mittwoch ausgesandten Erklärung zum Internationalen Roma-Tag am 8. April. Winkler fordert europäische, nationale und lokale Behörden auf, sich nachdrücklicher gegen die "hartnäckige Diskriminierung" einzusetzen.

Größte ethnische Minderheit

Die Roma bilden in der EU-27 eine der größten ethnischen Minderheiten. Die Traveller sind eine lange Zeit nicht sesshaft gewesene Ethnie irischen Ursprungs, die vor allem in Irland, Großbritannien und den USA lebt. Ihre strukturelle Diskriminierung ähnele jener der Roma. Angesichts der tief verwurzelten Vorurteile gegen Roma und die Gruppe der Traveller forderte Winkler konkrete Aktionen für die Betroffenen an Ort und Stelle sowie die kompromisslose Umsetzung von angemessen finanzierten Strategien.

"Nichts ist ungerechter als die Gleichbehandlung von Benachteiligten", bemerkte Winkler. "Positive Maßnahmen" wie beispielsweise gezielte Kampagnen zur Berufsausbildung und Einstellung von Roma und Travellern seien notwendig. Bei Bildung, Beschäftigung und Gesundheitswesen seien die beiden Volksgruppen besonders benachteiligt; auch der Zugang zu sozialen Leistungen sei nicht ausreichend gewährleistet. Schätzungen zufolge erreicht die Arbeitslosigkeit bei den Roma in mindestens drei EU-Mitgliedstaaten eine Quote zwischen 70 und 90 Prozent.

Rassistischer Gewalt

Nach einer aktuellen Eurobarometer-Umfrage meinen über drei Viertel der Europäer, dass Roma in ihrem Land benachteiligt würden. Die Agentur für Grundrechte hat dokumentiert, dass Roma und Traveller rassistischer Gewalt ausgesetzt sind. Roma-Frauen und Kinder würden häufig Opfer mehrfacher Diskriminierung, betont die Grundrechte-Agentur in ihrer Aussendung.

Dass der 8. April zum Internationalen Roma-Tag erklärt wurde, geht auf den vierten Kongress der Internationalen Romani-Union 1990 in Warschau zurück. Er wird im Gedenken an das erste internationale Treffen von Roma-Vertretern am 8. April 1971 in der Nähe von London begangen.

Die Grundrechte-Agentur soll mit rund 100 Mitarbeitern die Einhaltung der Menschen- und Grundrechte in der EU überwachen, das Bewusstsein der Öffentlichkeit dafür schärfen und die Mitgliedstaaten bei der Umsetzung von Gemeinschaftsrecht beraten. Sie ist mit 1. März dieses Jahres aus der EUMC (EU-Stelle zur Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit) hervorgegangen und sitzt in Wien. (APA)