Lederhose statt Laptop: Österreich fährt eher mit Schnecktentempo auf den Datenhighway auf. Wie viele Computer- und Netzwerkspezialisten fehlen, darüber gehen die Meinungen zwischen einer Studie des Wirschaftsforschungsinstitutes und einer Erhebung der Data Corporation zwar auseinander - Ersteres schätzt 18.000, Zweiteres gar 55.000. Sicher ist aber, dass das Fachkräfteloch schwer mit Österreichern gefüllt werden kann: Werden doch derzeit nicht mehr als 780 Spezialisten pro Jahr ausgebildet, dürftige 430 Informatikabsolventen verlassen jährlich die Universitäten. Ein Problem, das sich in Deutschland ähnlich stellt - und mit der Green Card zu lösen versucht wurde (Artikel unten). Diesen Ansatz will Arbeitsminister Martin Bartenstein nicht kopieren: "Die Notwendigkeit einer Green Card sehe ich derzeit nicht." Gemeinsam mit Innenminister Ernst Strasser erlässt er aber eine Art Green-Card- light, eine Sonderregellung für Schlüsselkräfte. Berufe definiert Unter diesem Titel durften bisher exakt 1010 Nicht-EU- Ausländer in Österreich arbeiten - sehr unterschiedlich auf die Bundesländer verteilt. Kärnten etwa ließ nur 20, die Steiermark 140 und Wien 500 Zuwanderer in dieser Quote einreisen. Ausgeschöpft wurde die Quote nie. Einerseits deshalb, so Alexander Mäder, Ausländerbeschäftigungsexperte im Wirtschaftsministerium, weil nur vage definiert war, was eine "Schlüsselkraft" denn ist und die Entscheidung der Arbeitsämter daher teils willkürlich ausfiel. Im neuen Erlass sind vom Funknetzplaner über Multi-Media-Programmierer bis zum Internetnetzwerkspezialisten alle Berufsfelder festgelegt, unter denen künftig so genannte IT- Spezialisten nach Österreich kommen dürfen. Ähnlich wie in den USA wird deren Beschäftigungsbewilligung an konkrete Unternehmen und deren Bedarf geknüpft. Quote aufstocken Von kleinlichem Quotendenken will Bartenstein den Aufschwung der New Economy dabei keineswegs bremsen lassen: "Sollte das Kontingent nicht ausreichen, sehe ich kein Problem, es aufzustocken." Im Innenministerium wird vor allem daran gearbeitet, den Vorgang der Erteilung einer Genehmigung für Programmierer aus Indien (oder sonst woher) zu beschleunigen: "Die Bürokratie war bisher die Hemmschwelle und der Grund, warum die Quote nicht ausgeschöpft wurde." Maximal zwei bis drei Wochen, nicht mehr, sollen Ersatzkraftverfahren und Genehmigung dauern, verspricht Mäder. Dann soll geklärt sein, dass kein gleich qualifizierter Österreicher für den Jobbedarf einer Firma am Arbeitsmarkt wartet. Das ist derzeit kaum der Fall, arbeitslose Informatiker existieren praktisch nicht. An der Qualifizierung von Österreichern wird gearbeitet: in Oberösterreich mit dem Projekt "Brain Card", in Wien mit der "Qualifizierungsoffensive". Wobei, so Wiens Wirtschaftsstadträtin Brigitte Ederer, die Fachkräftelücke anders zu schließen wäre: Indem etwa endlich vier Spezialfachhochschullehrgänge genehmigt werden. Bildungsinitiativen sind Teil des Programmes, das die Bundesregierung plant. Will doch Bundeskanzler Wolfgang Schüssel "Vollbeschäftigung" erreichen, wie er Donnerstag ankündigte- (Eva Linsinger)