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Niemals hätte Peter Paul Rubens verstanden, was an Speckpölsterchen um die Hüften, festen Schenkeln und rundlichen Bäuchen nicht attraktiv sein sollte - im Gegenteil, er bemühte sich redlich, üppige Weiblichkeit, und dazu gehörte ganz offensichtlich Orangenhaut, auf die Leinwand zu bringen. Heute, 500 Jahre später, hat sich das Blatt radikal gewendet, und die Kunst moderner Fotobearbeitung besteht darin, Körper knabenhaft, Schenkel ohne jede Delle und flache Bäuche auf die Werbeplakate zu zaubern. Wie jeden Frühling sinkt auch jetzt gerade wieder einmal die Toleranz für Winterspeck, denn bald wird er sich nicht mehr unter weiten Gewändern kaschieren lassen. Zudem stehen diese Modesaison auch noch Miniröcke auf dem Programm.

Wegcremen und Massieren

Und jetzt die erstaunliche Nachricht aus Drogeriemarkt, Apotheke und Nobelparfümerie: Zumindest ein paar Zentimeter lassen sich wegcremen, sagen die Kosmetikkonzerne und beweisen es mit mitgelieferten Tests, die sie im Vorfeld durchgeführt haben.

Wer eine Anti-Cellulite-Kur ernst nimmt, muss allerdings Aufwand betreiben und dementsprechende Body-Modellierungsprodukte am besten zwei Mal täglich anwenden. Doch schnelles Cremen reicht nicht, wer Ergebnisse sehen will, massiert minutenlang in kreisförmigen Bewegungen, kneift seine Schenkel und regt mit Bürsten, elektronischem Gerät und Substanzen wie Menthol oder Koffein die Mikrozirkulation an. Nach vier bis acht Wochen gibt es, so die Verheißungen, Resultate, im besten Fall sogar bis zu zwei Zentimeter weniger Umfang.

Kosmetik hält nicht auf

Dass Cremen allerdings niemals wirklich schlank machen, weil die kammerähnlichen Fettzellen viel zu tief in der Haut verborgen liegen, als dass sie tatsächlich von außen nachhaltig beeinflusst werden könnten, liegt in der Natur der Sache. Zudem entsteht Cellulite oft aufgrund hormonbedingter Bindegewebsschwäche oder eines allgemeines Kollagenabbaus, der sich von Kosmetik nicht aufhalten lässt, aber erklärt, warum auch durchaus schlanke Frauen unter Orangenhaut auf Beinen, Bauch und Po leiden können.

Hautbild verändern

Dass regelmäßige Pflege, ausführliche Massage und minutenlanges Kneifen der Oberschenkel das Hautbild aber verändern kann, ist auch eine Tatsache. Und wer tatsächlich an seiner Figur arbeitet und neben den täglichen Creme-Sessions auch Sport treibt, statt Fleisch und Kohlehydraten Gemüse und Obst zu sich nimmt und wenig Alkohol trinkt, kann Erfolge verbuchen. Die Umfragen von Kosmetikkonzernen fragen von Probandinnen ja stets auch das subjektive Empfinden nach einer Anti-Cellulite-Kur ab, und das kann nach aufwändigen Ritualen ja auch tatsächlich positiv erlebt werden.

Dermatologe

Für wirklich Verzweifelte bleibt immer noch der Weg zum Dermatologen, etwa in die Wiener Privatklinik Kiprov oder zu Woman & Health, wo mit Vakuum-Saugmethoden, oberflächlichen Injektionen in die Haut, kurz Mesotherapie, oder Fett-Weg-Spritzen dem Speck zu Leibe gerückt wird. Eine eher drastische Methode ist Liposhifting, bei der Fettzellen mittels Spezialkanülen verschoben und der Körper dadurch modelliert wird.

Nutricosmetics

Ebenfalls neu und anders ist das Konzept von Nutricosmetics: Das sind Nahrungsergänzungsmittel, die von innen heraus wirken. Konsequente Einnahme ist allerdings auch dafür eine Grundvoraussetzung, damit sich Dellen wieder glätten.

In einer Zeit, in der es mehr zu essen gibt als jemals zuvor, hat sich das weibliche Schönheitsideal offensichtlich ins Gegenteil verkehrt. In Analogie und dem Wissen, dass zu Rubens Zeiten Hunger herrschte, können auch seine üppigen Frauen in einem ganz neuen Licht erstrahlen. Andere Zeiten, andere Ideale. (Der Standard, RONDO, Karin Pollack, 6.4.2007)

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