Die 47-jährige dreifache Mutter legt nach: "Ist das Kind im Bildschirm beim Doktor oder im eigenen Bauch?" Ob in Magazinen oder Fernsehsendungen, Frauen würden mit Informationen der fragwürdigen Art überschüttet. Folge: "Eine extreme Verunsicherung, der Gipfel ist dann der Kaiserschnitt auf Wunsch." Die Unsicherheit versuche frau mit diversen, "meist wirklich unnötigen" Untersuchungen zu bewältigen, so wird aus der Diagnosemethode Ultraschall "Baby-Bilder schauen". Zwei Ultraschalluntersuchungen sind im Mutter-Kind-Pass vorgesehenen, durchgeführt werden aber acht bis zwölf. Haunolds Alternative: "Hände auf den Bauch legen, das Kind spüren, guter Hoffnung sein."
Die Realität sieht anders aus
Mit 1,42 Kindern pro Frau hat Österreich eine der geringsten Geburtenraten Europas. Das freudigen Ereignis sehen immer mehr Ärzte als Risiko. Eine Studie zur "Technisierung der normalen Geburt" der Uni Osnabrück ergab, dass bei 74 Prozent der schwangeren Frauen im Mutterpass Schwangerschaftsrisiken angeben wurden. Österreichische Ärzte und Ärztinnen empfehlen oder machen bei der ersten im Mutter-Kind-Pass vorgesehenen Ultraschalluntersuchung (13. bis 14. Schwangerschaftswoche) die Nackenfaltenmessung, mit der ein erhöhtes Down-Syndrom-Risiko festgestellt werden kann. Das diagnostische Angebot ist umfangreich, es reicht vom Ultraschall (3D, Doppler) über Fruchtwasseruntersuchung bis zum OrganScreening des Ungeborenen.
Brigitte Steingruber berät am Frauengesundheitszentrum Graz zum Thema Pränataldiagnostik. Ihr Seminarprogramm heißt "Selbstsicher in die Schwangerschaft". "Viele Frauen wissen nicht, dass sie sich frei entscheiden können, ob sie diese Untersuchungen tatsächlich wollen." Deshalb versuche man, Frauen schon zu Beginn der Schwangerschaft anzusprechen. "Weil es schwieriger wird für Frauen, wenn sie nicht von Anfang an wissen, was auf sie zukommt."
Möglichkeiten der Geburt
Nicht nur das diagnostische Angebot ist vielfältig, auch bei der Entscheidung, wo und wie sie gebären will, hat ein Frau immer mehr Wahlmöglichkeiten. Dennoch entscheiden sich 98 Prozent für eine Geburt im Krankenhaus, ist im Frauengesundheitsbericht zu lesen. Der Anteil der Hausgeburten ist verschwindend gering. Die ambulante Geburt – Mutter und Kind verlassen das Krankenhaus wenige Stunden nach der Geburt und werden zuhause von einer Hebamme und pädiatrisch betreut – nehmen nur 1,7 Prozent in Anspruch. Krankenhäuser versuchen immer mehr, dem Wunsch nach angenehmer Atmosphäre nachzukommen. In einigen Häusern kann man die vertraute Hebamme mitbringen, die Wunschmusik, kann im Wasser gebären – die Möglichkeiten sind vielfältig.