Richard Stallman: "Die Bewegung für Freie Software ist eine Bewegung für Menschenrechte und für soziale Veränderung."

Lawrence Lessig: "Es gibt kein Kunst, die nicht wiederverwendet."

Anne Margulies: "Open Courseware leistet einen Beitrag zur gemeinsamen Wissensallmende."

Buchcover: Echo

Leonhard Dobusch und Christian Forstleitner, Herausgeber des als Beitrag zum Kulturhauptstadtjahr Linz 2009 konzipierten Katalogs "Freie Netze. Freies Wissen.", sprechen von den zahlreichen Möglichkeiten, Wissen im und durch das Internet frei zugänglich zu machen.

Jene Methoden der Beteiligung, Mitbestimmung und des Austausches, die zu Beginn des Internetbooms Mitte der 1990er als subkulturelles Idealistentum und Technologieverherrlichung Einzelner abgetan wurden, haben sich mittlerweile zur etablierten Kulturpraxis entwickelt. Wissenschafter und Lehrende wenden sie genauso an wie Kulturschaffende, Technologen und der Internet-Nutzer selbst.

Status Quo

Auch wenn in "Freie Netze. Freies Wissen." keine neuen Thesen zum Konzept Freiheit im World Wide Web erarbeitet werden, gibt das 335 Seiten starke Manuskript einen Überblick über den Status Quo der aktuellen Diskurse. Rund 20 junge Autorinnen und Autoren führen - teils etwas langatmig - in Themen wie "Urheberrecht", die Verbreitung "freier Forschung und Lehre", den Hype um das so genannte "Web 2.0", die Geschichte "freier Software" und "Kunst- und Kulturpraktiken" im Netz ein. Zusätzlich kommen international anerkannte Vordenker und Experten wie Lawrence Lessig, Anne Margulies und Richard Stallman sowie lokale Größen aus Österreich in Form von Interviews zu Wort.

Freiheit(-en)

Lawrence Lessig, Jurist und Begründer der Creative Commons Initiative, spricht beispielsweise über das von ihm entworfene Lizenzvergabesystem, dessen Prinzip es ist, "dass Communities selbst definieren, welche Freiheiten für sie wichtig sind. Sie bestimmen ihre Prinzipien selbst, auf der Basis guter Argumente." Bei den Creative Commons Lizenzen handelt es sich um eine Variante des bestehenden Urheberrechtsschutzes, bei der der eigentliche Urheber seine Rechte verwaltet und, umgekehrt als bisher, über die Nutzung bestimmt.

Anne Margulies, Leiterin der Open Courseware Initiative des renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) betont, dass die 2001 gegründete Initiative zur freien Lehre und Weiterentwicklung von akademischem Wissen beitragen soll, "aber kein Online-Studium ist." Die als zweijähriges Pilotprojekt geplante Open Courseware Initiative, bei der MIT-Kurse kostenfrei im Internet zur Verfügung gestellt werden, hat sich mittlerweile zu einem eigenständigen Unternehmen entwickelt. "Es liefert Unterlagen von MIT-Kursen aber ist kein Ersatz für diese."

Visionen?

Bei den am Schluss der einzelnen Kapitel angehängten Projektskizzen für Linz 2009 handelt es sich um ambitionierte Vorschläge wie etwa "Open Courseware für Grundschulen", einen "Public Culture Server" oder die Einführung der Fachrichtung "Webwissenschaft" an der Universität Linz. Diese Visionen werden aber bereits zu Beginn des Buchs, im Vorwort eines der beiden Intendaten von Linz 2009, entkräftet. Martin Heller stellt darin die Frage, warum er den Herausgebern angeboten habe, ein Vorwort zu schreiben und beantwortet sie gleich mit: "An meiner Faszination für Medientechnologie kann es nicht liegen – sie hält sich in überschaubaren Grenzen."

Dobusch und Forstleitner beschreiben ihr Buch als "Versuch, die auf freien Netzen basierenden und in freien Netzen agierenden sozialen Bewegungen rund um 'Open Sources' in ihren zahlreichen Facetten zum (kommunalen) Thema zu machen", bleiben dabei aber in diesem Versuch stecken. Hätten die Herausgeber auf die Projektskizzen verzichtet oder in einem begleitenden PR-Produkt verwertet, wäre mehr Raum für die facettenreiche Darstellung von Freiheit geblieben.

Denn das Motto "'free' as in 'free culture', not in 'free beer'", das von einzelnen Autoren zitiert wird, ist zu einfältig, um das hochkomplexe und gleichzeitig doch so einfache Konzept Freiheit zu verdeutlichen. (fratha)