Erst 2010 wird der Praterstern völlig neu erstrahlen. Der Bahnhof wird bis 2008 sukzessive von oben nach unten vollendet, der Zugbetrieb ist ab sofort wieder uneingeschränkt möglich

Bild: Podrecca
Wien - Nicht nur Ortsunkundige fühlen sich leicht desorientiert, wenn sie am Wiener Praterstern aus der U-Bahnstation auftauchen. Seit der längst heruntergekommene Bahnhof vor fast drei Jahren in eine Großbaustelle umgewandelt wurde, kann man sich leicht verirren zwischen Bauabsperrungen, Containern und langen Gängen. Da hilft auch die Stimme von Chris Lohner, die den nächsten Zug ankündigt, oder das Gelalle einiger Betrunkener, die es sich vor dem Container-Supermarkt gemütlich gemacht haben, nicht viel weiter.

Hell und gläsern

Wer jedoch oben mit der Schnellbahn ankommt, den erwartet ab sofort ein helles, übersichtlich und großzügig angelegtes Gleisgeschoß. Seit Dienstag sind alle fünf Bahnsteige wieder uneingeschränkt in Betrieb, um die 650 Züge, die den Bahnhof Wien Praterstern täglich passieren, aufzunehmen. Weil der von Architekt Albert Wimmer geplante, 96 Millionen Euro teure Bahnhof sich quasi auf einer Brücke befindet, wird von oben nach unten gebaut. Rechtzeitig zur Fußball-EM im Mai 2008 soll der gesamte Bahnhof fertig gestellt sein, die von Boris Podrecca entworfene Neugestaltung des Vorplatzes wird erst danach in Angriff genommen.

Schon jetzt frequentieren jeden Tag rund 70.000 Fahrgäste den Verkehrsknoten, der Bahn, Schnellbahn, U-Bahn, Straßenbahn und Bus verknüpft, für 2010 werden - nicht zuletzt aufgrund der neuen U2-Station, die nächstes Jahr eröffnet wird - bereits 113.000 Passagiere erwartet.

Nächtliches Leuchten

Der ganze Stolz der ÖBB ist die 15 Meter hohe Stahl-Glas-Konstruktion, welche die Gleishalle überdacht und in der Nacht zum Leuchten gebracht wird. "Es ist so konstruiert, dass es die nächsten 20 Jahre sicher ist", bescheinigt der zuständige Projektleiter Christian Trummer.

Die Bahnsteige, "sicher die breitesten in Österreich", sind barrierefrei zugänglich, mit gläsernen Wartekojen, SOS-Säulen und Monitoren ausgestattet. Aber selbst die Securities, die regelmäßig patrouillieren, konnten Sprayer nicht daran hindern, ihre Graffiti auf den jungfräulichen Betonwänden anzubringen. Bis Juni soll die Fassade vervollständigt, bis September die Rolltreppen und zwei weitere Lifte funktionstüchtig sein. Die ebenerdige Bahnhofshalle eröffnet Anfang nächsten Jahres: Auf rund 5000 Quadratmetern Fläche wird ein Shopping-Center inklusive Reisezentrum entstehen.

Neuer Prater-Eingang

Bis zur EM soll auch der Prater-Eingang attraktiver werden: Die Entwürfe sind gerade in der Einreichphase, fest steht aber, dass sich der Platz rund um das Riesenrad am Thema "Alt-Wien" orientieren wird. Bereits am 21. April eröffnet mit der "Wildalpenbahn" eine neue Wurstelprater-Attraktion. (kri, DER STANDARD print, 11.4.2007)