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Foto: APA/dpa/Federico Gambarini
Wien - Der Psychotherapiebeirat im Bundeskanzleramt, das wichtigste Fachgremium des Landes in dieser Disziplin, hat seinen Ausschuss bis auf Weiteres ruhend gestellt. Grund: Die Zulassung des umstrittenen Österreichischen Trainingszentrums für Neurolinguistische Psychotherapie (NLPt) als Ausbildungseinrichtung für das Fachspezifikum. Der Beirat sieht dadurch Ausbildung und Seriosität der Psychotherapie gefährdet.

Völlig überraschende Zulassung

Als eine ihrer letzten Amtshandlungen als Gesundheitsministerin hat Maria Rauch- Kallat Mitte Jänner völlig überraschend die Zulassung der NLPt (siehe Wissen) per Bescheid abgesegnet. Und das, obwohl zuvor jahrelang in allen Gutachten immer wieder davor gewarnt worden war. Doch kurz vor ihrem Abgang als Ministerin setzte sich Rauch-Kallat über alle Expertisen hinweg. Warum, ist dem Beirat ein Rätsel. In einer Resolution wird Rauch-Kallats Nachfolgerin Andrea Kdolsky dringend ersucht, die Zulassung "bis zur Klärung aller Fragen auszusetzen".

Fehlendes Behandlungskonzept

Auch Margret Aull, die Präsidentin des Österreichischen Bundesverbandes für Psychotherapie (ÖBVP), hält das politische Übergehen des Fachbeirates für unverständlich. Sie hat die prinzipielle Sorge, dass die im heimischen Psychotherapiegesetz festgeschriebene Methodenvielfalt unterlaufen werden könnte. "Hier geht es nicht etwa darum, dass Konkurrenten nicht ins Boot gelassen werden sollen", betont Aull, es würden immer wieder neue Methoden geprüft und zugelassen. Im Sinne eines liberalen Gesetzes müsse aber "Qualität mit Qualität verteidigt" werden. "Psychotherapie muss ein Behandlungskonzept haben und darf nicht nur Techniken aneinanderreihen", so Aull.
(Michael Simoner/STANDARD Printausgabe/11.04.2007)