Plagiate: Montan-Uni will an Vizerektor festhalten
Rektor und Uni-Rat-Chef wollen Biedermann wieder bestellen - Weber überlegt Einschalten der Staatsanwaltschaft
Redaktion
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Wien - Die Spitze der Montan-Universität Leoben stellt sich hinter den wegen Plagiatsvorwürfen unter Beschuss gekommenen Vizerektor Hubert Biedermann. Rektor Wolfhard Wegscheider kündigte in der "Kleinen Zeitung" an, Biedermann erneut nominieren zu wollen. Der Chef des für die Bestellung zuständigen Uni-Rats, Hannes Androsch, hat im ORF Steiermark bereits betont, sich hinter Biedermann zu stellen. Der Medienwissenschafter und "Plagiatsjäger" Stefan Weber, der den Fall in die Medien gebracht hat, überlegt dagegen auf Grund des Vorgehens der Uni eine öffentliche Dokumentation sowie eine Sachverhaltsdarstellung bei der Staatsanwaltschaft.
"elektronischen Versehen"
Weber hatte Biedermann vorgeworfen, die Mehrzahl der Kapitel seiner Habilitation "wörtlich oder nahezu wortwörtlich, vollständig oder partiell von drei verschiedenen Einträgen in ein und demselben Handwörterbuch plagiiert" bzw. zum Teil von einem Grundlagen-Lehrbuch zum Thema übernommen zu haben. Biedermann räumte "Fehler" ein und sprach von einem "elektronischen Versehen", für das er sich beim betroffenen Professor entschuldigt habe.
Androsch: "aufgewärmte Suppe"
Androsch vermutet hinter den Vorwürfen "eine aufgewärmte Suppe, offenbar eine Intrige". Die Vorwürfe habe es schon bei Biedermanns Wahl 2003 gegeben, meinte auch Wegscheider. Seit damals habe sich nichts geändert. Es gebe eine Abmachung zwischen Biedermann und dem betroffenen Professor Rolf Schwinn.
Schwinn selbst sprach in der "Kleinen Zeitung" dagegen von einer "Riesenschweinerei": "Es wurde abgeguckt, dass sich die Balken biegen, ganze Absätze." Darüber habe er bereits vor Jahren der Montan-Uni berichtet: "Dort ist man - verzeihen Sie mir - mit operettenhafter Leichtigkeit damit untergegangen." Das Entschuldigungsschreiben Biedermanns habe er angenommen, auf dieser Ebene sei die Sache für ihn erledigt - er verstehe aber die Uni nicht, diese werde "langfristig Schäden erleiden".
Weber ist verärgert
Die Reaktion der Uni-Spitze ärgert auch Weber: Er warf Biedermann in einer Aussendung ein "vorsätzliches" Plagiat vor und regte eine vom Wissenschaftsfonds FWF eingesetzte unabhängige Kommission an, die alle Arbeiten Biedermanns auf Einhaltung der guten wissenschaftlichen Praxis überprüfen soll. Sollte die Universität untätig bleiben, will er das Gesamtausmaß des Plagiats im Internet dokumentieren. Außerdem wäre "die Frage zu klären, ob eine Sachverhaltsdarstellung bei der Staatsanwaltschaft Beamte der Montanuniversität dazu anhalten könnte, initiativ zu werden". (APA)
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