Hamburg/Wien - "Wir beobachten dort seit längerer Zeit eine Reorganisation der militanten islamistischen Szene", sagt Udo Steinbach, Direktor des Giga Instituts für Nahost-Studien in Hamburg zum STANDARD. Die jüngsten Anschläge in Marokko und Algerien zeigten eine Eskalation der Wirkungsweise und Effizienz des Terrors in Nordafrika. So habe er sich in Algerien in den 1990ern noch vorwiegend gegen Personen gerichtet, die in Verbindung mit der Regierung oder dem Westen standen. "Der Terror jetzt ist besser organisiert, wenn es möglich ist, in ein Regierungsviertel einzudringen und zeitgleich ein Polizeikommissariat anzugreifen", so Steinbach. Zudem sei eine Bewegung von Westen nach Osten zu beobachten. So habe man in Tunesien vor einigen Wochen dutzende Extremisten aus Algerien festgenommen, die versuchten, den Terror auf Tunesien auszudehnen. Wie König Mohammed VI in Marokko stünden viele in der islamischen Welt vor einem Dilemma: Kann durch demokratische Partizipation moderater Islamisten die potenzielle Gewaltbereitschaft abgebaut werden? "Tatsächlich fördert und legitimiert die Unterdrückung des Islamismus wie in Ägypten die Gewalttätigkeit der Extremisten", meint Steinbach. Die Islamisten hätten in den jeweiligen Ländern aber eine eigene Agenda und eigene Strukturen. "Das, was sie verbindet, ist nur eine anti-westliche Haltung." (awö/DER STANDARD, Printausgabe, 13.4.2007)