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Lars Söndergaard

Foto:AP/Punz
Christian Hackl sprach mit dem Dänen über Schuld, Gefühle und die Zukunft.

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STANDARD: Bei einem GAK-Trainer drängt sich die banalste aller Fragen förmlich auf: Wie geht's?

Söndergaard: Den Umständen entsprechend gut. Man muss nach vorne schauen, den Rest vernünftig über die Bühne bringen. Also weiter Fußball spielen. Natürlich ist die Enttäuschung groß, ich empfinde eine Leere. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

STANDARD: Immerhin weiß man jetzt, dass sich der GAK nur für eine Lizenz in der Red Zac Liga bewirbt. Das Rätselraten ist vorbei, könnte man das als Form von Befreiung sehen?

Söndergaard: Mit Befreiung hat das nichts tun. Es geht ja weiter, der Zwangsausgleich ist noch nicht durch, eine Lizenz muss man auch erst einmal bekommen. Die Ungewissheit bleibt. Ob dir die Bundesliga sechs, 22 oder 100 Punkte abzieht, spielt eigentlich keine Rolle mehr.

STANDARD: Sind Sie wütend oder traurig?

Söndergaard: Beides, die Stimmungen schwanken. Ich weiß, dass der GAK in der Vergangenheit vieles falsch gemacht hat. Die Spieler und du selbst sind an der Situation schuldlos. Ich bin hier seit knapp eineinhalb Jahren Trainer, versuchte zu sparen und mich auf den Sport zu konzentrieren, wartete geduldig auf mein Geld. Genau wie die Spieler. Das ist schon eine tragische Geschichte.

STANDARD: Wer sind für Sie die Schuldigen an diesem Schlamassel?

Söndergaard: Ich weiß es nicht, Schuldzuweisungen bringen auch nichts. Ich weiß dafür, dass die Spieler und ich schuldlos sind. Wenn von zu hohen Gehältern die Rede ist, entgegne ich: Die Fußballer wären blöder als blöd, würden sie das Geld nicht nehmen. Aber natürlich kann man generell diskutieren, welche Gagen man sich in Österreich leisten kann und leisten soll.

STANDARD: Werfen Sie der Bundesliga Verfehlungen vor?

Söndergaard: Ja, sie hat keine klaren Richtlinien und Regeln. Wenn eine Mannschaft in Konkurs geht, soll sie in die Regionalliga absteigen. Und zwar rasch. Aber irgendwann in der laufenden Saison sechs, 22 oder 100 Punkte abziehen, kann keine Lösung sein. Es sei denn, man will alle verwirren.

STANDARD: Wie ist die Stimmung innerhalb der Mannschaft, kann man die Spieler im Training überhaupt noch motivieren?

Söndergaard: Sehr lustig sind sie nicht aufgelegt. Aber so neu ist die Situation auch wieder nicht, wir machen uns ja schon seit Monaten Gedanken, ahnten, was auf uns zukommt. Also suchen wir nicht nach Ausreden. Das Engagement im Training ist okay. Man kann sogar gute Leistungen erwarten, die Profis stehen in der Auslage, können sich für andere Klubs empfehlen. Sie müssen in Form bleiben und weiter hart arbeiten. Ich gehe davon aus, dass wir am Samstag in Altach siegen.

STANDARD: Wie sieht Ihre persönliche Zukunft aus?

Söndergaard: Der Trainerjob ist immer eine sehr unsichere Angelegenheit. Ich habe einen Vertrag beim GAK, aber es ist viel zu früh, sich Gedanken zu machen. Ich warte den Zwangsausgleich ab, werde mit Präsident Sticher Gespräche führen, bin prinzipiell nicht abgeneigt, in Graz zu bleiben. Sofern es Perspektiven gibt. Ich bin seit 2000 in der Bundesliga tätig, und es tut schon sehr weh, auf einmal nicht mehr erstklassig zu sein. Das ist ein Schock, das muss ich mit mir selbst abklären.

STANDARD: Gibt es auch positive Lehren, die der GAK aus dem Chaos ziehen kann?

Söndergaard: Der GAK hat eine Akademie, ein tolles Trainingszentrum, spielt in einem schönen Stadion. Es wurde auch etwas aufgebaut. Wir haben fast alles, außer einer Lizenz. Wenn der Klub weiterleben darf, hat er Chancen.

STANDARD: Sie wurden einst von der Austria gefeuert, weil der GAK 2004 Meister geworden ist. Verrückt, oder?

Söndergaard: Das ist mein ganz persönliches Tüpfelchen auf dem I. Eigentlich müsste ich wie die Admira klagen. Man munkelte ja schon damals, dass sich der GAK den Titel nicht leisten konnte. (DER STANDARD Printausagbe 13.04.2007)