Das österreichische Entführungsopfer Natascha Kampusch hat das Geleitwort für ein deutsches Buch geschrieben, dass sich den Familienmitgliedern von Vermissten widmet. "Die Erlebnisse meiner Eltern, Geschwister und anderer Verwandten zeigen mir, dass die Angehörigen von Vermissten die oftmals übersehenen Opfer solcher Schicksalsschläge sind", erklärt die 19-Jährige, die im Alter von zehn Jahren entführt und acht Jahre lang in einem Kellerverlies gefangen gehalten wurde.

Das Werk "Vermisst - und manchmal Mord" erschien am Montag im Verlag Deutsche Polizeiliteratur. "Meine Entführung war nicht nur für mich eine schreckliche Erfahrung: auch meine Familie musste in diesen Jahren furchtbare Zeiten durchleben", schreibt Natascha Kampusch, die im Geleitwort von der "Sorge um einen lieben Menschen, die niemals enden wollende Hoffnung auf ein glückliches Ende, die quälende Frage, was geschehen sein mag und ob es nicht hätte verhindert werden können (...)" erzählt.

Hölle auf Erden

Auch "(...) gemeine Verdächtigungen, sensationsgierige Medien, gefühllose Behörden, falsche Fährten ... all das kann das Leben für die Angehörigen verschwundener Menschen zur Hölle auf Erden machen", so die 19-Jährige, der im vergangenen August die Flucht von ihrem Peiniger Wolfgang Priklopil gelang. Sie begrüße jede Initiative, die auf das Schicksal der Familien von Opfern aufmerksam mache.

Peter Jamin, Journalist und Autor des Buches, beschreibt laut AP in "Vermisst - und manchmal Mord" die Situation der Angehörigen und zeigt auf, was sie und ihre Helfer in einer Notlage tun können. "Die Polizei kann die soziale und psychologische Betreuung nicht leisten", kritisiert der 55-Jährige, der selbst ein Beratungstelefon für Betroffene anbietet, gegenüber der Nachrichtenagentur die Situation in Deutschland. (APA)