Moderatorin: derStandard.at begrüßt Herrn Wolf im Chat. Wir freuen uns auf spannende Fragen.

Armin Wolf: Guten Tag. Herzlichen Dank für die Einladung.

Userfrage per Mail: Mich würde einmal Ihr normaler Tagesablauf interessieren. Vom Aufstehen in der Früh bis zum Verlassen des ORF-Studios am Abend. Lieber Herr Wolf, wie viele Beiträge und Einleitungen einer Sendung schreiben oder machen Sie selbst

Armin Wolf: Mein Tag beginnt gegen 11 mit einem Stapel Tageszeitungen im Kaffeehaus. Zwischen 1 und halb 2 komme ich ins Büro, zwischen 13h45 und 15h30 sind Redaktionssitzungen, dann Vorbereitung auf die Sendung/das Studio-Interview. Um halb 6 wieder Sitzung, noch eine um 8, kurz vor 9 in die Maske, dann die Promotion und letzte Texte schreiben. Nach der Sendung schau ich sie noch kurz an, beantworte Mails und zwischen viertel nach 11 und halb 12 fahre ich nach hause. Zur zweiten Frage: Alles was ich auf Sendung sage schreibe ich selber. Die Beiträge für die Sendung recherchieren und gestalten die Redakteure.

Userfrage per Mail: Auf welche ZIB2-Sendung bzw. auf welches Interview der letzten Wochen sind Sie besonders stolz?

Armin Wolf: Dass wir letzten Freitag Eurofightersprecher Hoeveler im Studio hatten.

Userfrage per Mail: Was ist für Sie das Lustigste "Hoppala" aus den letzten Monaten in der ZIB2?

Armin Wolf: Ganz ehrlich mir fällt jetzt gerade keines ein.

pumbo: Wer war ihr unangenehmster Interviewpartner (und warum), und wen würden sie noch gerne interviewen?

Armin Wolf: Unangenehm sind alle jene die sehr freundlich, höflich und eloquent nichts sagen - also ziemlich viele. Wunschpartner? ich nehme wie's kommt...

Neo: Inwiefern hat sich Ihre Stellung innerhalb des ORF nach ddr Rede beim Robert-Hochner-Preis verändert?

Armin Wolf: Frau Dr. Lindner was not amused. Ich glaube, Alexander Wrabetz hat's etwas besser gefallen ;-)

SonjaG.: Welches Format im ORF gefällt ihnen derzeit am Besten?

Armin Wolf: Die 4 da.

Userfrage per Mail: Wieso gibt es von Ihnen oder Ihren Kollegen nicht häufiger so wunderbare Interviews wie Ihres mit H.C. Strache im Zuge der Sommergespräche 05? Ein ähnlicher "Stil" wie die kleine Geschichte über das Lieblingsbuch wäre doch auch bei anderen Politike

Armin Wolf: Warum ich nach 2005 kein Sommergespräch mehr gemacht habe, müssten Sie bei Gelegenheit Herrn Mück fragen. Was die "kleinen Geschichten" betrifft, bin ich jederzeit für zweckdienliche Hinweise dankbar: armin.wolf@orf.at

Philipp Gintenstorfer: Was würden Sie von Doppelmoderation auch in der ZIB2 halten?

Armin Wolf: Wen hätten Sie den gerne neben mir?

coruscant74: Herr Wolf, sind Sie persönlich mit dem "neuen" ORF zufrieden?

Armin Wolf: Im Großen und Ganzen JA. Da weht nach 9 recht freudlosen Jahren wieder viel frischer Wind durch's Haus...

Meridian: guten tag ! haben sie vor, irgendwann einmal selbst in die politik zu gehen oder schließen sie das aus?

Armin Wolf: Das schließe ich völlig aus. Habe meine Dissertation über Quereinsteiger geschrieben und das war nicht gerade ermutigend.

Rafaela: sie sagten gestern zu minister pröll, dass jetzt mühsam gewesen sei. ist das jetzt auch orf-neu, dass solche statements am schluss eines interviews kommen?

Armin Wolf: Nein, das ist mir einfach spontan so herausgerutscht, aber es war ja auch mühsam, oder?

Jimmy Dee: Guten Tag Hr. Wolf, mich würde interesieren, wie sehr schlägt es ihnen eigentlich noch auf den Magen, wenn keiner ihrer, noch so ausgefuchsten, Fragen beantwortet werden und weiters was ihrer Meinung nach notwendig wäre um hier vernüpftigere bzw. au

Armin Wolf: Ich habe glücklicherweise einen ziemlich guten Magen ;-). Das mit dem Lügendetektor hatten wir auch schon überlegt, aber dann müssten wir die Studiogäste wohl polizeilich vorführen...

Marquis de Sade: S.g. Herr Wolf, ich vermisse im ORF nach wie vor offene politische Diskussionen und kritische Berichte. Früher wurde oft der "Schwarzfunk" kritisiert, jetzt hört man einfach gar nichts mehr. Warum?

Armin Wolf: Sorry, aber das sehe ich überhaupt nicht so. Was meinen Sie konkret?

ostenberger: s.g. hr. wolf - welche veränderungen sehen Sie persönlich (ORF GF-Wechsel 2006/07) punkto Infogehalt in der ZIB2. kann man als ORF zuseher davon ausgehen, dass sich die ORF Nachrichtenschiene tatsächlich wieder zu einem täglichen MUSS entwickelt?

Armin Wolf: Wir arbeiten jedenfalls ganz fest daran. Die neue ZIB2-Redaktion hat derzeit aber leider nur 6 eigenen Redakteure (Moderatoren und CvDs inklusive). Da dauern Wunder leider noch etwas länger.

Manfred Bieder: Die ZiBs sind im Moment wieder spannender als vor der Reform. Wo sehen Sie die Gründe dafür? Wie lang wird dieser "Drive" anhalten?

Armin Wolf: Neue ORF-Führung, neuer "Geist" (nicht mehr: Friedhofsruhe ist oberste Bürgerpflicht), neuer Chefredakteur. Und ich hoffe, das bleibt jetzt so.

Uncle Samy: Guten Tag Herr Wolf, gibt es Themen/Fragen die bei Interviews Tabu sind?

Armin Wolf: Ich würde keine Fragen zum Privatleben von Politikern stellen, die nichts mit ihrer Amtsführung zu tun haben.

Uncle Samy: Wurden Sie schon einmal wegen einer Frage oder eines Statements verklagt od. beleidigt?

Armin Wolf: Geklagt: Nein. Nach manchen Interviews kommen beleidigte und gelegentlich auch beleidigende E-Mails. Ich schreibe immer ganz freundlich zurück ;-)

uabigboss: wieweit gibt es politische Einflussnahme auf Ihre persönliche Arbeit?

Armin Wolf: Derzeit keine. Ich hoffe auch, das bleibt so.

frau sonne: welche nachrichtensendung außerhalb des orf sehen Sie persönlich am liebsten?

Armin Wolf: Ganz ehrlich: ich sehe wenig fern, ich lese lieber. Aber das sollte ich hier wohl nicht sagen. Ist geschäftsschädigend, oder? (für den ORF, nicht für den Standard)

rednirg: Welche "neuen" Sendungen würden Sie wieder streichen, bzw. hätten sie erst gar nicht on air gehen lassen?

Armin Wolf: Was ich bisher gesehen habe, gefällt mir eigentlich ganz gut, manches - z.B. "Wie bitte?" - sogar sehr sehr gut.

erwin meier: wer ist ihre Lieblingsfigur bei Mitten im Achten?

Armin Wolf: Dazu müsste ich irgendeine Figur bei Mitten im Achten kennen, ich schaue um diese Zeit ORF2.

xEurocent: Finden sie die senkrechten weißen Striche im Hintergrundbild der ZIBs auch so furchtbar wie wir Zuschauer?

Armin Wolf: Nein.

klemens zach1: Herr Wolf, was haetten Sie beruflich sonst gemacht, wenn nicht Fernsehmoderator?

Armin Wolf: Ich wäre gerne Uniprofessor für Politikwissenschaft geworden. Im ORF habe ich nur begonnen, um mein Studium zu finanzieren, und das mit der Moderation hat sich eher zufällig ergeben, davor war ich 17 Jahre lang Reporter und Redakteur.

Loki777: Waren Sie bei den Sommergesprächen 05 zu unangenehm, denn immerhin wurden Sie ja ersetzt - und das obwohl die Quote gut war?

Armin Wolf: Das müssten Sie bei Gelegenheit Herrn Mück fragen. Würde mich eigentlich auch interessieren.

xEurocent: Wissen sie schon, ob sie wieder die Sommergespräche führen werden? Würden sie es gerne machen?

Armin Wolf: Ich habe keine Ahnung, wer es heuer machen wird. Bin aber neugierig.

vogelkopf: was kann sie bei einer sendung aus der ruhe bringen??

Armin Wolf: So ruhig bin ich gar nicht während einer Sendung...

frau sonne: Gibt es tatsächlich einen Konkurrenzkampf zwischen Ihnen und Fr. Turnher?

Armin Wolf: Ja, ich hätte mit der ZIB2 gerne mal mehr Zuseher als die ZIB1 ;-)

cyber star: sehr geehrter herr wolf. vor kurzem habe ich gelesen, dass ein interview mit westenthaler nicht zustandekam, weil er die themen vorgeben wollte. ist das jetzt besser geworden und waren da nur die orangen wirklich schlimm?

Armin Wolf: Das war erst letzte Woche. Herr Westenthaler wollte uns zu den Eurofightern nur etwas sagen, wenn wir ihn auch zu den BZÖ-Budgetideen befragen. Das wollten wir dann doch nicht.

na hearst: aprospos mühsam! wer ist der mühsamste interviewpartner: haider, strache od. westi? oder doch schüssel!?

Armin Wolf: Herr Schüssel ist schwierig, weil sehr eloquent und extrem schnell. Blau/Orange finde ich persönlich "einfacher", weil sie beim Publikum mehr polarisieren und einem harte Fragen von den Zusehern nicht so übel genommen werden.

Meridian: haben sie sich mit neurolinguistischer programmierung näher befasst, oder haben sie einfach talent, die nebelschwaden gleich zu orten? ist es ihnen ein wenig unangenehm, nachhaken zu müssen, oder sind sie da schon komplett abgehärtet?

Armin Wolf: Ich habe mal ein NLP-Seminar für Interviewer bei uns im Haus besucht, fand es aber für mich persönlich nicht so nützlich. Das Nachhaken macht mir eigentlich Spaß, sonst könnten wir den Gästen ja auch einfach 6 Minuten Sendezeit zur freien Verfügung geben.

Userfrage per Mail: Welche Interview-Absage aus den letzten Monaten hat Sie am meisten geärgert?

Armin Wolf: Wir hätten gerne mehr "Insider" zur Eurofighter-Geschichte im Studio gehabt. Aber aus irgendeinem Grund zieren sich die meisten so.

DkM: Sehr geehrter Herr Wolf, mit welchem ihrer bislang geführten Interviews in der ZIB2 waren Sie im Nachhinein am wenigstens zuf rieden

Armin Wolf: Dafür reicht der Chat nicht.

Kristina2: Bei den ZiB´s wird viel mehr analysiert, man bekommt viel mehr von der Problematik mit. Trotzdem sind österreichische Nachrichten auffallend kurz, 10-15min Berichterstattung können kaum vom Weltgeschehen berichten...finden Sie die Information in Öst

Armin Wolf: Die ZIB2 dauert 25 Minuten, obwohl: ich könnt auch länger;-) Hauptnachrichten sind in den meisten Ländern nicht länger als die ZIB1 (siehe ZDF Heute oder ARD Tagesschau). Und wir bieten ja auch noch sovieles anderes, z.B. das exzellente Weltjournal oder ganz ausgezeichnete Dokumentationen. Ansonsten gilt: lesen! ;-)

Loki777: Der ORF kopiert (lizenziert) ja ganz gern Formate aus anderen Ländern. Wie wär's mit einem Late Night Wolf?

Armin Wolf: Danke, mir ist die ZIB2 spät genug. ;-)

demokrat12: Wie definieren Sie persönlich in Ihren Interviews die Verpflichtung zur Unparteilichkeit und Objektivität? Und: Glauben Sie, dass Sie diese Gebote bisher stets lückenlos und einwandfrei erfüllt haben?

Armin Wolf: Die Verpflichtung zur Objektivität ist bei den Fragen in Liveinterviews weniger streng als in anderen Berichten, da der Studiogast ja jederzeit und wie er möchte, widersprechen kann. Das hat der VfGH in seinem historischen "Rabl-Benedict-Waldheim" Erkenntnis ausführlich argumentiert.

Rotfink: Was verstehen Sie unter dem "öffentlich-rechtlichen Auftrag"- bitte nicht aus dem ORF-Gesetz zitieren, sondern eigene Interpretation artikulieren.

Armin Wolf: Den Zusehern helfen, sich qualifizierter an demokratischen Diskurs beteiligen zu können.

Gaugi: wie sehen sie die konkurrenz im österreichsichen TV-markt. ist diese mit ATV und den deutschen privatsendern abgedeckt, oder wäre es besser, wenn es mehr private, österreichweite sender gäbe? würde das niveau dadurch steigen oder sinken in der beric

Armin Wolf: Mehr TV-Sender wären gut für TV-Journalisten (mehr Arbeitsplätze!), ob das Niveau steigt, würde ich allerdings bezweifeln, oder haben Sie den Eindruck, dass RTL2 den demokratischen Diskurs in Deutschland fördert?

Philipp Gintenstorfer: Wie ist Ihr persönliches Verhältnis zu Alexander Wrabetz?

Armin Wolf: Gut.

Userfrage per Mail: Wann halten Sie wieder Seminare an der Universität Wien? Hoffentlich bald.

Armin Wolf: Danke! Ich hoffe auch. Es ist ein bisserl ein Terminproblem.

Waldorf Synths are back: Was würden Sie jungen Journalisten empfehlen??

Armin Wolf: Gute (Aus-)Bildung! Neugier, Unabhängigkeit, Hartnäckigkeit, Fleiß und Glück.

Subnoise: Haben Sie Vorbilder in puncto Arbeit bzw. auch generell das Leben betreffend?

Armin Wolf: Als Interviewer beeindrucken mich Ted Koppel (früher ABC-Nightline), Tim Russert (NBC) und Jeremy Paxman (BBC). Im Leben meine leider vor genau einem Jahr verstorbene Oma.

Mister Minister: Sehr geehrter Herr Wolf, wie ist ihre politische Einstellung? Darf man als Mitarbeiter eines öffentlich-rechtlichen Vereins eine individuelle Meinung haben, oder muss man sie verschweigen?

Armin Wolf: MEine politische Einstellung ist skeptisch-interessiert. Wer als politischer Journalist keine politische Meinung hat, hat wohl seinen Beruf verfehlt. Wer davon in seiner Arbeit nicht abstrahieren kann, sollte lieber in einer Zeitung Kommentare schreiben, als in einem öffentlich-rechtlichen Medium berichten.

Manfred Bieder: Könnten Sie sich vorstellen, Herrn Gusenbauer einen Stuhl zum Probesitzen vorbei zu bringen?

Armin Wolf: Erst wenn ich - NACH meiner ORF-Zeit - eine Möbelfirma gründe. Habe ich allerdings nicht vor...

xEurocent: Geht ihnen Karl-Heinz Grasser bereits ab

Armin Wolf: Ihnen?

pumbo: Welche Frage würden Sie George W. Bush stellen?

Armin Wolf: Darüber müsste ich erst nachdenken. Peter Rapp - ein großer Profi - arbeitet angeblich nach dem Motto "Vorbereitung ist Schwäche". Das funktioniert bei Rapp - bei mir leider nicht...

ostenberger: schön wäre, wenn sich unter zib2.orf.at Ihre studiogäste im anschluss an Ihr TV-Interview auch user-fragen stellen würden. können sie bitte beim neuen ORF.at GF ein gutes wort für dieses anliegen einlegen :)

Armin Wolf: Fände ich auch spannend. Aber davor würden wir erstmal noch ein paar Mitarbeiter für unsere Fernsehsendung brauchen.

Mario Bros: ich muss sagen, dass ich die Art und Weise, wie Sie zur "Wahrheit" in Ihren Interviews vordringen teilweise schätze, manchmal gehen Sie aber für meinen Geschmack zu weit. Wie weit gehen Sie und wo ist ihre virtuelle Grenze beim "Verhör" im Studio?

Armin Wolf: Sagen Sie mir ein Beispiel, wo ich zu weit gegangen bin? Ehrlich gesagt, mache ich es nach Gefühl. Aber ich bin eh selber nie zufrieden mit dem Ergebnis.

Schütze A.: stellen sie sich bitte selber eine frage, der sie dann ausweichen...

Armin Wolf: Geht Ihnen Karl Heinz Grasser bereits ab? Ihnen?

Helwig Hauser: Teilen Sie eigentlich auch ihre ganz eigene, persönliche Meinung zu aktuellen Themen (ausserhalb ihrer ORF-Anstellung, i.e., in Form eines eigenen blogs, einer eigenen web page, Artikeln, in Buchform, ...)? Ist/wäre das mit Ihrer ORF-Anstellung ver

Armin Wolf: Es gibt ein "Moderatorentagebuch" auf der ZIB2-Homepage: zib2.orf.at

ostenberger: s.g. hr. wolf, wo sehen Sie die ZIB 2010. wird es in naher oder ferner zukunft überhaupt noch moderierte nachrichtensendungen via TV brauchen ?

Armin Wolf: 2010 nicht wesentlich anders als derzeit. Gerade in Zeiten des totalen information overload wollen viele Menschen eine qualifizierte Zusammenfassung des Tagesgeschehens. Deshalb wird es m.E. auch noch sehr sehr lange Tageszeitungen geben.

Uncle Samy: S.g Herr Wolf, zahlen Sie Gis oder ist man als "Angestellter" befreit?

Armin Wolf: Nein, auch wir müssen zahlen. Aber ich zahle gerne. Bei DEM Programm...

Moderatorin: derStandard.at bedankt sich bei Herrn Wolf für das Kommen und sagt Danke für die zahlreichen Fragen, die wir leider nicht alle unterbringen konnten. Wir wünschen noch einen schönen Tag!

Armin Wolf: Vielen Dank für die Einladung und die vielen Fragen. Und wenn Sie konkret was zur ZIB2 wissen wollen: zib2@orf.at. Schönen Tag noch!