"lebens.art" mit Clarissa Stadler und Martin Traxl.

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'art.genossen': "Die Ware Kunst". Der Film von Beate Thalberg untersucht in den Hinterzimmern der Kunstwelt, wer die Preise macht und wer sie bezahlt. Im Bild: Stella Kai.

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Zeitlich verknappt, inhaltlich ausgeweitet sollte das neue ORF-Kulturmagazin werden, wobei besonders die verstärkte Ausrichtung auf "gesellschaftliche und kulturpolitische Entwicklungen" (Pressetext) Neugierde weckte. Die erste Ausgabe von "lebens.art" - über den Titel wollen wir höflich schweigen - ließ nun erkennen, dass dies keine leeren Versprechungen waren.

Kaum mehr etwas von der gediegenen Verkrampftheit von Treffpunkt Kultur, dafür Anleihen an eine der besten TV-Kultursendungen, der Kulturzeit auf 3sat: Schon die Auswahl der Themen - von einer Erkundung des Begriffs Kreativität über Beiträge zum Schriftsteller Dimitré Dinev und der Neigung französischer Intellektueller zu Nicolas Sarkozy bis hin zu Quotenträchtigem mit Jack Nicholson - zeigte ein erweitertes Profil, das auch feuilletonistischen Ansätzen Platz bot. Fragt sich halt, wie lange das durchgehalten wird, wenn sich die Zuseher daran erst gewöhnen müssen.

Manch Nachjustierung wäre auch in der Form der Beiträge wünschenswert: So ähnelte derjenige über die Creative Industries aufgrund seiner hektischen Info-Fülle schon mehr einer Sendung ohne Namen. Und einem Autor vom Range Dinevs ließen sich durchaus kontroversiellere Fragen stellen als die, wie er seine Premierenangst bekämpft. Mit Schnaps übrigens. Aber warum Schnäpse zählen? Auftakt geglückt! (kam)

Spätes Vergnügen

Vom Publikum kaum wahrgenommen liefen nach "lebens.art" die Kunstfilme. Das war ebenso schade wie nur zu verständlich: Warum Qualitätsprogramme wie "Die Ware Kunst" ab 23.35 Uhr und die Louis Begley-Verfilmung "About Schmidt" um 0.20 Uhr abgeschoben werden, versteht wohl nur der ORF selbst.

Eine Untugend, die sich unter Vorgängerin Monika Lindner etablierte, setzt sich hier unhinterfragt fort. In Beate Thalbergs gelungenem Report über den völlig abgehobenen Kunstmarkt war viel vom Zustand einer Gesellschaft abzulesen, in der Kunstsammler für ein Bild 100 Millionen Euro und mehr zu zahlen bereit sind, nur des Besitzens wegen. Die haarsträubenden Details über die Mechanismen der Kunstszene hätten zweifellos einen besseren Sendeplatz verdient. (prie/DER STANDARD; Printausgabe, 18.4.2007)