Zweifach promovierte Musikpsychologin: Andrea Korenjak
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"Meine Sprache versteht man durch die ganze Welt", meinte weiland der Komponist Joseph Haydn. "Dieses Zitat wird meines Erachtens überstrapaziert", findet Andrea Korenjak, die Musik im transkulturellen Kontext erforscht und praktiziert. Zwar sei die Musik ein universeller Bestandteil jeder Kultur. "Was Menschen dabei empfinden aber historisch und kulturell geprägt."

Mit einem APART-Stipendium der Akademie der Wissenschaften verfasst die 32-jährige promovierte Psychologin, Musik- und Kulturwissenschafterin gerade ihre Habilitation am Mozarteum Salzburg zur "Kulturgeschichte der Musik als heilendes Medium".

Darin spannt sie den Bogen von den Heilritualen indigener Kulturen und den ersten philosophischen Überlegungen in der Antike bis in die therapeutische Praxis der Gegenwart. Wobei für sie Musik mehr ist "als ein Bündel akustischer Reize". Neben musikpsychologischen Themen beschäftigt sie sich mit dem historischen Aspekt von Musik als heilendem Medium und dokumentiert den gewaltigen Kulturtransfer zwischen Orient und Okzident.

Am faszinierendsten bei der Erstellung des "musikhistorischen Mosaiks" ist für die Kärtnerin das Aufspüren und Studieren hunderte Jahre alter Quellen. Schwierig an der Studienwahl war für Andrea Korenjak die Einschränkung ihrer vielen Interessen auf drei (!). Psychologie, Querflöte und Musikwissenschaft inskribierte sie schließlich, zunächst an der Uni Klagenfurt und am Landeskonservatorium. Ihre Studien finanzierte die aus Dobrowa/St. Margareten im Rosental stammende Überfliegerin mit Leistungsstipendien, denn "klassische Studentenjobs hätte ich bei dem Wochenstundenpensum nicht unterbringen können".

Den familiären Wurzeln näherkommen

Querflöte begann sie relativ spät, mit 16 Jahren zu spielen. Die künstlerische Abschlussprüfung will sie noch heuer in Angriff nehmen. Psychologie und Musik studierte sie zwei Jahre lang in Triest und lernte Slowenisch an der philosophischen Fakultät in Ljubljana. Im Rückblick "ein Weg, meinen familiären Wurzeln näherzukommen". Da das Mozarteum Anziehungspunkt für Studenten aus der ganzen Welt ist, fühlt sich Korenjak, die dort seit 2001 forscht, "sehr wohl". Einen Kärntner Chor würde sie dennoch stets erkennen: ein sehr weiches Timbre, gepaart mit Melancholie und Pathos.

Frauenbilder in Kunst und Psychologie haben sie während des Studiums, in ihren Abschlussarbeiten und als Vortragende immer begleitet. Etwa die "femme fatale", die nichts mit der realen Situation von Frauen um 1900 zu tun hatte. Lange Zeit waren Frauen bloß Objekte der Kunst. Der Fülle von Weiblichkeitsmetaphern stehen wenige historische Fakten gegenüber. Nichtsdestotrotz schaffen sie für Korenjak in unserem Symbolsystem ihre eigene Realität. "Problematisch wird es, wenn die Grenzen zwischen der männlich geprägten 'Kunstfrau' und der realen Frau verschwimmen", so die Musikpsychologin. Dass heute der künstlerische Ausdruck von Frauen einen Aufschwung erlebt, begreift sie "als eine große gesellschaftliche Chance".

Das nördlichste Waldviertel ist Kraftplatz in ihrem Leben. Mit ihrem Lebensgefährten genießt sie dort die Einschicht, in der sich manchmal das Gefühl von Zeitlosigkeit einstellt. Ausgleich vom Studium staubiger Wälzer bieten der Bio-Gemüsegarten, Kochen und Bewegung an der frischen Luft. (Astrid Kuffner/DER STANDARD, Printausgabe 18.04.2007)