Melinda Esterházy-Ottrubay (86) lässt ihre legendären Reichtümer neu ordnen.

Foto: Esterházy
In einem Monat, am 20. Mai, wird eine Frau 87 Jahre alt, die in Österreich so etwas wie ein Symbol für Reichtum pur geworden ist. Wie Melinda Esterházy, (nach Ingrid Flick) zweitberühmteste und zweitreichste Witwe des Landes, ihren Geburtstag im burgenländischen Eisenstadt feiern wird, ist nicht überliefert - die zerbrechliche alte Dame, einst Primaballerina an der Budapester Oper, lebt völlig zurückgezogen.

Kontakt hat sie beinah nur zu ihrem Neffen, Stephan Ottrubay, dem sie vor fünf Jahren das Szepter ihres Immobilien- und Stiftungsreichs übergeben hat. "Wenn man 83 ist, dann darf man schon in Pension gehen", hatte sie anlässlich ihres Abschiedsinterviews damals, als sie noch in ihrer Zürcher Neubauvilla hoch überm See residierte, zu Protokoll gegeben.

Es folgten Familienzwistigkeiten im Ex-Fürstenhaus: Zuerst wollte ihr Familienoberhaupt Anton Esterházy die Zügel aus der Hand nehmen. Nicht mit Melinda E.: "Das tut man nicht mit seiner alten Tante", sagte die und strich "Trondi" prompt die Apanage.

Zuletzt setzten weitschichtige Verwandte das Gerücht in Umlauf, der Neffe halte seine betagte Tante in Eisenstadt in "Geiselhaft"; was Tantchen dementieren ließ.

Das Vermögen hat sie anfangs "schrecklich gestört"

Der Streit ist angeblich vorbei. Jetzt lässt die alte Dame erneut umbauen. Ihre drei Stiftungen, in denen das auf 1,5 Milliarden Euro geschätzte Vermögen geparkt ist, bekommen neue Chefs dazu, um sich internationaler auszurichten.

Damit tritt Melinda Esterházy zwar nicht persönlich, aber doch indirekt noch einmal ins Rampenlicht und auf die Bühne, die ihr einst die Welt bedeutet hatte. Von der Budapester Opernbühne aus hatte die Ungarin den (hauptsächlich wegen seines unfassbaren Reichtums) begehrtesten Junggesellen seiner Zeit, Fürst Paul Esterházy de Galantha, verzaubert - und mitten im Zweiten Weltkrieg geheiratet. "Sein Vermögen hat mich am Anfang schrecklich gestört. Ich hätte ihn auch geheiratet, wenn er Schafhirte gewesen wäre", sollte sie später sagen.

Die Frau eines Schafhirten wurde nicht aus ihr - aber ihr Mann wurde von den ungarischen Kommunisten 1948 enteignet, zu 15 Jahren schweren Kerker verurteilt und eingesperrt. Sie selbst lebte bis 1956 als U-Boot in Budapest, bis den beiden die Flucht nach Österreich gelang.

Seinen Wohnsitz nahm das Paar schließlich in Zürich - das Leben mit dem von den Zeitläuften gebrochenen Milliardär war schwierig, was seine liebenswürdige Frau nie und nimmer zugegeben hätte.

Nach dem Tod ihres Mannes, 1989, pflegte seine Straßenbahn fahrende - "Ich lebe fürstlich und bürgerlich" - Universalerbin ihre Kunstschätze ebenso wie ihr Selbstbild: "Natürlich hat man etwas auf der Bank, aber nicht weiß Gott wie viel. Ich habe meine Witwenpension." (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18.4.2007)