Mit Hilfe von Computerprogrammen stellte Marmor dar, wie die beiden Künstler ihre späten Bilder vermutlich selbst wahrnahmen. "Diese Simulationen eröffnen die Frage, ob die Künstler beabsichtigten, dass diese späten Werke genau so aussehen", sagt Marmor. "Tatsache ist, dass diese Künstler nicht ausschließlich aus künstlerischen Gründen so malten."
Verschwommener Blick, verschwommene Gemälde
Degas litt etwa ab den 1880er Jahren an einer fortschreitenden Netzhauterkrankung. Während dieser Zeit wurde sein Malstil immer gröber, wie Marmor in der Zeitschrift "Archives of Ophthalmology" berichtet. Demnach konnte Degas Schattierungen und Farbkontraste nicht mehr gut erkennen, seine Bilder wurden mit der Zeit immer verschwommener. Nach seiner Erblindung im Jahr 1889 hörte Degas ganz mit dem Malen auf und widmete sich der Bildhauerei.
Der an grauem Star erkrankte Monet konnte ab 1912 Farben zunehmend schwer erkennen. Er selbst klagte darüber, dass er sich an den Beschriftungen der Farbtuben orientieren müsse. Laut Marmor führte die Krankheit bei Monet zu einem Gelbstich und einer Verdunkelung der Linse.
Farbgebung
Nachdem sich der Künstler 1923 am Auge hatte operieren lassen, kehrte er wieder zu seinem ursprünglichen Malstil zurück und zerstörte sogar vorher gemalte Bilder. Beides deute darauf hin, dass etwa die Farbgebung bei diesen Werken nicht einer künstlerischen Absicht entsprungen sei, sondern dem veränderten Sehvermögen, sagt Marmor.