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Eine wunderbare Persiflage auf das Leben der Angepassten in ihren Stadtrandsiedlungen, den "Little boxes on the hillside", wie sie im Titelsong von Malvina Reynolds karikiert werden, bietet "Weeds", die, verspätet nach ProSieben, als Teil der ORF-Reform in der Montagnacht zu sehen ist.

Der Konsum von Weed, Marihuana, als Mittel der Rebellion gegen Spießertum - das darf mittlerweile auch das Breitenfernsehen abseits der Unreife-Ausdünstungen von Teenie-Komödien zum Thema machen. Hausfrau Nancy, nach dem Tod ihres Mannes mittellos und mit zwei Kindern übrig geblieben, muss als Alleinerzieherin und Gras-Dealerin die Waage zwischen vorstädtischer Fassadenwelt und dahinterliegenden Abgründen halten. Ein moralisches Dilemma zwischen Problemen mit kiffenden Kunden und jenen der Kindererziehung, die Nancy auf sich nimmt, um ihr bürgerliches Leben erhalten zu können. Freundin Celia darf als Gegenpol konventionelle Doppelmoral einer klischeeverdichteten US-Vorstadt-Zicke repräsentieren, ihre Kinder ausspionieren und unter dem fremdgehenden Ehemann leiden.

Das beliebte Handlungskonzept, fremde Lebenswelten aufeinandertreffen zu lassen, funktioniert, ergibt erfrischend tabulose und überraschend witzreiche Dialoge (nach Enron sollten auch Schwarze in größerem Stil klauen, ergibt etwa das Gespräch mit Gras-Großhändlerin Heylia). Das bedeutet gute Quoten für den ORF. Die aber bei Ausstrahlung in Zweikanalton noch steigerbar wären. (Alois Pumhösel/DER STANDARD; Printausgabe, 23.4.2007)