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Frauen weisen signifikant andere Symptome auf als Männer.
Foto: APA/NEUMAYR FRANZ
Wien - Eine kürzlich publizierte Studie über Schlafapnoe, die in Wien mit 3.521 PatientInnen durchgeführt wurde, weist deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede bei Krankheitsbild, Symptomen und Diagnosequote nach. Schlafapnoe wird demnach bei Frauen signifikant weniger erkannt und behandelt als bei Männern. Insgesamt dürften von diesen Problemen bis zu 600.000 ÖsterreicherInnen betroffen sein.

Das Syndrom

Schlafatemstörungen, wie das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom, sind recht häufig. Charakteristika sind Schnarchen mit vorübergehenden Atemstillständen, in schweren Fällen treten die Atemstillstandsphasen bis zu 30 Mal und mehr pro Stunde auf. Die Atempause wird im Gehirn registriert und durch eine Weckreaktion (Arousal) überwunden. Diese Arousalreaktion ist lebenswichtig und bewahrt vor dem Ersticken, führt aber auf der anderen Seite dazu, dass der Schlaf viel zu wenig erholsam ist. Die Häufigkeit der Schlafapnoe liegt bei vier bis sieben Prozent der Allgemeinbevölkerung, wobei es deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt.

Zwischen Beobachtungen und wirklich erfolgten Diagnosen zeigt sich allerdings ein eklatanter Unterschied. Während die Geschlechterverteilung bei 2:1 bis 4:1 (Männer:Frauen) liegen dürfte, sieht die Situation im Schlaflabor, wo die Abklärung erfolgen sollte, ganz anders aus. "Hier liegt das Verhältnis weit darüber, je nach Literaturangabe zwischen 6:1 und 12:1 (Männer:Frauen, Anm.). Das bedeutet, dass Männer häufiger zur Abklärung in ein Schlaflabor zugewiesen werden als Frauen" erläuterte Studienleiter Arschang Valipour, Lungenfacharzt, Leiter des Schlaflabors an der 1. Lungenabteilung am Wiener Otto Wagner Spital.

Die Differenzen

Zwei wichtige Gründe dafür sind - so Valipour - einerseits Unterschiede im Zuweisungsverhalten der Ärzte und Ärztinnen, da Frauen andere Symptome aufweisen als Männer, andererseits der Mangel an Aufmerksamkeit für die Symptome einer Frau. Oft ist es schlichtweg die Ignoranz des Bettpartners.

In der zwischen 1996 und 2004 im Schlaflabor des Krankenhauses Hietzing durchgeführten klinischen Studie wurde jedenfalls an 3.521 PatientInnen, davon 782 Frauen (22 Prozent), untersucht, ob Frauen und Männer unterschiedliche Symptome bzw. eine unterschiedliche Ausprägung von Symptomen aufweisen. Es zeigten sich signifikante Unterschiede in allen Symptomskalen: Konkret klagten Männer über "Verschlechterung des Schnarchens am Rücken" und "Verschlechterung des Schnarchens nach Alkoholkonsum", während Frauen mit nachgewiesener Schlafatemstörung über häufige Tagesmüdigkeit und Hypertonie (Bluthochdruck) berichteten.

Signifikante Frauen-Leiden

Signifikant häufiger als Männer leiden Frauen unter Durchschlafstörungen (Insomnie), Albträumen, unruhigen Beinen in der Nacht, Depressionen, verzögertem Einschlafen, Herzklopfen, häufigeren Wachzeiten in der Nacht, Miktionsfrequenz in der Nacht (Urinieren) und Mangel an sexuellem Interesse. Der Experte: "Frauen mit Schlafapnoe haben möglicherweise höheren psychischen Leidensdruck."

Die Ergebnisse wurden so ausgewertet, dass Faktoren wie Alter, Körpergewicht, Rauchverhalten etc. keinen Einfluss hatten. Signifikante Unterschiede zwischen Frauen vor und nach der Menopause wurden nicht festgestellt. Faktum ist aber, dass Schlafapnoe bei Frauen unterdiagnostiziert ist, weil gewisse Symptome nicht als Indikatoren für Schlafatemstörungen erkannt werden.

Ein Beispiel

Und weiter meint Valipour: "Wenn beispielsweise eine übergewichtige Frau Symptome einer Depression aufweist, wird oft eine medikamentöse Therapie eingeleitet, um die Depression zu behandeln. An eine Schlafapnoe als dahinterliegende Ursache bzw. verstärkende Erkrankung wird nicht gedacht und diese daher auch nicht abgeklärt. Ähnliches gilt für alle anderen Symptome. Daher wäre eine großzügige Zuweisung (ins Schlaflabor, Anm.) zur Abklärung bei übergewichtigen Frauen mit Schnarchen wünschenswert." (APA)