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Foto: APA/dpa/Roland Weihrauch
Wien - So lange es noch Zähne gibt, an denen eine Prothese angehängt werden kann, kommen die Betroffenen noch gut zurecht. Doch 45 Prozent jener Menschen, die schließlich eine Vollprothese erhalten, tolerieren den oft "klappernden" Ersatz nicht. Hier gibt es nunmehr die Alternative mit Implantaten auch für hoch betagte Personen, betonten Experten der Wiener Akademie für Implantologie.

Das Prinzip

Für die Vollprothese an einem Kiefer werden vier bis sechs Implantate gesetzt. Entweder sofort oder auch nach einigen Monaten Wartefrist kommt es dann zur Versorgung mit einer fixen Prothese. "Bei vier Implantaten und einer titanbasierten und kunststoffverblendeten Prothese kommt das auf rund 13.000 Euro", sagte Rudolf Fürhauser, an der Akademie für den eigentlichen Zahnersatz zuständig.

Die Erfolgsraten mit den Implantaten als Ankerpunkte haben sich in den vergangenen Jahren wesentlich erhöht. "Wir hatten bei 442 Implantaten im Oberkiefer nur sieben Verluste. Das sind 1,6 Prozent", sagte Zahnchirurg Robert Haas.

Knochenschwund auch im Kieferknochen

Freilich, Betagte und hoch Betagte, speziell Frauen, leiden oft an Knochenschwund. Während man der Osteoporose früher bei zahnchirurgischen Eingriffen keine Bedeutung zumaß, hat sich dieses Bild gewandelt. Unter anderem durch Arbeiten mit künstlich osteoporotisch gemachten Schafen konnte der Wiener Biotechnologe Reinhard Gruber von der Universitäts-Zahnklinik zeigen, dass es bei krankhaftem Knochenschwund auch im Kieferknochen zu einem Abbau der Außenschicht sowie der Stützbälkchen im Inneren kommt.

Dem wird bei Senioren in der Zahn-Implantologie mittlerweile erfolgreich Rechnung getragen: möglichst kurze und nicht traumatische Eingriffe, spezielles Design der Schrauben etc. Damit liegt die Erfolgsrate nach 34 Monaten pro Implantat bei Männern im höheren Alter bei 99,2 und bei Frauen bei 97,9 Prozent.

Live-OP

Wie bei einer 88-Jährigen Wienerin bei einer Live-Operation gezeigt wurde, dauert der Eingriff nur noch rund zehn Minuten. Die Frau gab unmittelbar danach Interviews. Eine andere betagte Patientin hatte wegen ihrer traditionellen Vollprothese mit psychischden Problemen gar ins Krankenhaus aufgenommen werden müssen. Das Urteil nach der Implantat-Versorgung samt fest sitzender Prothese: "Kein Vergleich."

Bedarf vorhanden

Die Krankenkassen zahlen einen gewissen Teil und sind laut den Fachleuten in der Hinsicht bereits gesprächsbereit. Im Grunde genommen haben sich in den vergangenen Jahrzehnten ja Krankenkassen und Zahnärzte deutlich aus der Kassenmedizin zurück gezogen. Doch die demografische Entwicklung wird den Bedarf an Implantologie bei alten Menschen immer mehr ansteigen lassen. "Unverständlich", so Zahnchirurg Georg Mailath-Pokorny von der Akademie ist, dass die Gesellschaft bereit ist, Katarakt- oder Hüftgelenksoperationen zu zahlen, die Zahn-Implantate aber nicht.

Der Experte: "Ich habe immer das Gefühl, man versucht die Zahnärzte zu Friseuren zu machen. (...) Der Mund ist ein Organ des menschlichen Körpers." Die Implantologie habe nichts mit Life-Style-Medizin zu tun, betonten die Spezialisten. (APA)