Breitling

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A. Lange & Söhne

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Rolex

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Maurice Lacroix

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Chronoswiss

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Milus

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Die diesjährigen Frühjahrs-Uhrenmessen sind vorbei. Und sie brachten wegen prall gefüllter Auftragsbücher fast nur strahlende Gesichter. Wann die Branche ihre Boom-Orders abarbeiten kann, steht indessen auf einem ganz anderen Papier.

Bei Breitling hüllt sich das Management in Sachen Manufakturkaliber noch beharrlich in Schweigen, aber in absehbarer Zeit wird es Realität. Bis dahin kommen Markenfans u.a. mit einer gelungenen Replik der "Super Ocean" auf ihre Kosten. Fünfzig Jahre wird sie heuer alt. Aber alt schaut der Taucher-Klassiker deshalb noch lange nicht aus. Das Stahlgehäuse mit einseitig rastender Drehlünette widersteht dem nassen Element bis 20 atm Druck. Und jedes Automatikwerk vom Kaliber 37 hat den offiziellen Chronometertest bestanden. Die 38 mm große Stahlversion mit tabakfarbenem Zifferblatt und geflochtenem Milanaise-Armband dürfte vorwiegend Vertreterinnen des zarten Geschlechts in ihren Bann ziehen. Bei der Lange 31 mit 46 mm Durchmesser sehen die Dinge vermutlich etwas anders aus. Stolze 46 mm Durchmesser und das komplexe Handaufzugskaliber L034.1 mit 31 Tagen Gangautonomie richten sich eher an Männer mit ausgeprägtem Uhrenfaible. In zwei riesigen, übereinander positionierten Federhäusern stecken je 1,85 m lange Zugfedern. Wenn sich diese im Laufe eines Monats allmählich entspannen, sinkt ganz zwangsläufig auch ihr Drehmoment. Damit sich der Kraftverlust nicht negativ auf die Unruh-Amplitude auswirkt, hat A. Lange & Söhne ein "Nachspannwerk" ersonnen. Der intelligente Zwischenaufzug liefert dem Gangregler gleichmäßige, jeweils zehn Sekunden währende Krafthäppchen. Zum monatlichen Aufziehen braucht es einen aufwändigen Schlüssel mit integrierter Ratsche und Drehmomentbegrenzer. Das zugehörige Platingehäuse misst stattliche 46 Millimeter.

Schwing- und Hemmungssystem

Das Thema Kraft spielt auch beim "Duomètre à chronographe" von Jaeger-LeCoultre eine herausragende Rolle. Dank eines eigenen Getriebes mit separatem Federhaus arbeitet sein Zeitschreiber nahezu unabhängig vom eigentlichen Uhrwerk. Das gemeinsame Schwing- und Hemmungssystem liefert nur die steuernden Impulse. Die linke Hälfte des symmetriebetonten Zifferblatts und die gleichfarbige Zentralsekunde gehören der Uhrzeit, die rechte und ein weiterer Sekundenzeiger dienen chronographischen Zwecken. Letzterer setzt sich nach Betätigung des Drückers bei der "2" in Bewegung. Die gestoppten Minuten und Stunden erfassen konzentrisch angeordnete Totalisatoren. Eine digitale Zusatzindikation erspart das lästige Zählen der kleinen Minutenstriche. Ein Zeiger oberhalb der "6" vollzieht jede Sekunde sechs blitzartige Sprünge, um nach dem Anhalten des Stoppers auf den exakten Sekundenbruchteil weisen zu können. Bleiben zwei "Tankuhren" für die jeweils 50 Stunden Gangautonomie der beiden Räderwerke. Zu haben ist das anspruchsvolle Opus technicus in Gelb- und Rotgold oder -ganz exklusiv in dezentem Platin. 32 Weißgold-Exemplare eines exklusiven Stoppers für Regattasegler offeriert Girard-Perregaux, Sponsor des BMW-Oracle-Teams beim 32. America's Cup. Im "Laureato Tourbillon Regatta" tickt das Manufaktur-Kaliber GP V02. Das Handaufzugswerk, Gangautonomie 96 Stunden, verfügt über einen neu entwickelten Chronographen mit deutlich wahrnehmbarem 5 + 5 Minuten Countdown für die Vorstart-Phase. Zu diesem Zweck bewegt sich ein zentral positionierter Minutenzeiger entlang einer breiten, blau-roten Skala im linken oberen Zifferblatt-Quadranten. Nach dem Startschuss verharrt er bei der "12", während die beiden anderen Chronographenzeiger stoisch weiterlaufen und den Regattaverlauf erfassen. Beim Titelverteidiger "Alinghi" ist Audemars Piguet an Bord. Klar, dass auch die Luxusmarke aus dem Vallée de Joux einen Boliden mit Regattafunktion offeriert. "Royal Oak Offshore Alinghi Team" ist sein Name. Innovativ wie die Yacht ist auch das Gehäuse dieser Armbanduhr. Es besteht vollständig aus Karbon und wird im eigenen Haus gefertigt. Für Drücker und Krone verwendet die Manufaktur Keramik. Sicheren Halt am Handgelenk gewährleistet Kautschuk. Rolex sponsert seit Jahren zahlreiche Segelregatten rund um den Globus. Deshalb wird die brandneue "Yacht Master II" mit Regattafunktion nach drei Jahren Entwicklungszeit ganz unterschiedlichsten Start-Reglements gerecht. Mit Hilfe der patentierten "ring command"-Lünette lässt sich die Anzahl der Vorstart-Minuten individuell vorwählen. Eine permanente Nullstellung erlaubt das nachträgliche Synchronisieren des Chronographenzeigers. Die Manufaktur-Automatik 4160 basiert auf dem "Daytona"-Kaliber 4130, besitzt aber 60 Komponenten mehr. Der Startschuss für die Gelb- oder Weißgold-Instrumente fällt zusammen mit der Rolex Sydney-Hobart-Regatta Ende 2007. Wer zu diesem Zweck ins ferne Australien reist, ist für eine praktische Zeitzonen-Armbanduhr dankbar. Eine solche hat Porsche Design in petto. Der puristisch gestaltete Worldtimer macht Trips über Zeitzonengrenzen hinweg zum Kinderspiel: Zeitzone mit Hilfe gängiger Flughafencodes vorwählen, auf einen Knopf drücken, und schon wird diese Zeit auf das Zifferblatt übertragen. Den intelligenten Mechanismus treibt eine bewährte Eta-Automatik an. Nachdem die Eterna gerade das eigene Automatikkaliber 3030 vorgestellt hat, könnte es durchaus sein, dass auch ihre Lizenzmarke Porsche Design eines Tages in den Genuss exklusiver Manufaktur-Mechanik kommt. Seinen neuen Manufakturstatus baut auch Maurice Lacroix konsequent aus. "Memoire 1", die neueste 3-Zeiger-Kreation mit mechanischem Gedächtnis für Zeit und Chronograph steckt derzeit noch in den Kinderschuhen. Aber 2008 soll das aus 540 Teilen komponierte OEuvre zu sehen und zu haben sein. In Kürze wird der Manufaktur-Chronograph mit dem opulenten Kaliber ML 106 in den Schaufenstern liegen. Das Derivat ML 106-2 wartet mit tantalfarbener PVD-Oberflächenveredlung der Platine, Brücken und Kloben auf. Hinzu gesellen sich schwarz beschichtete Schrauben. Weitere Zeichen der Moderne sind ein kontrastreiches Zifferblatt-Design, markante Leuchtzeiger und eine neuartige Krone. Eine Vierteldrehung genügt, um sie mit der bis zehn Atmosphären wasserdichten Edelstahl-Schale zu verschrauben.

150. Geburtstag

Auch Montblanc reiht sich langsam in den Kreis der Manufakturen. Nicht aus eigener Kraft, sondern durch Zukauf der altehrwürdigen Marke Minerva, die im kommenden Jahr ihren 150. Geburtstag zelebrierten kann. Ein Jahr vor diesem Ereignis sorgen vier auf jeweils 67 Stück limitierte Sonder-Editionen für Aufsehen. Zwei Chronographen und zwei schlichte Handaufzug-Armbanduhren spiegeln die überlieferte Werkekompetenz wider. Die großen Versionen mit entsprechend voluminösen Werken besitzen einen Gehäuse-Durchmesser von 47 mm, die kleineren Pendants bringen 41 mm zwischen die Backen einer Schieblehre. Uhrmacherkunst auf höchstem Niveau ist Ehrensache.

Bei Patek Philippe bekommen Uhren-Aficionados feuchte Augen, wenn sie den Namen Gondolo & Labouriau hören. Der südamerikanische Juwelier erhielt ab 1902 die legendären "Chronometro Gondolo"-Taschenuhren. Gegen 1920 gesellten sich gleichnamige Armbanduhren hinzu. 2007 knüpft die Genfer Manufaktur an diese zurückliegende Epoche an. Die Referenz 5098 P mit tonneauförmigem Platingehäuse und handguillochiertem Zifferblatt basiert auf einer der ersten Gondolo-Armbanduhren. Völlig neu ist hingegen das Form-Handaufzugswerk 25 21 REC mit Genfer Siegel, "Gyromax"-Unruh und frei schwingender Spirale, sichtbar durch einen transparenten Saphirglasboden. Chronoswiss widmet sich ebenfalls dem gestalterischen Retro, welches in der kleinen Form "Imperia" heißt. Die taillierte Rechteckschale schützt eine Eta-Automatik vor den Unbilden des Alltags. Ganz besonders sticht das sorgfältig gestaltete Zifferblatt ins Auge, auf dem die vier Buchstaben CASP signalisieren, dass alle Komponenten aus der Eidgenossenschaft stammen. Milus widmet der holden Weiblichkeit die augenfällige "Apiana" in Edelstahl; eine so genannte "Manchette" mit integriertem Armband und markantem Zifferblatt, auf dem sich die 3, 6, 9 und 12 innig aneinanderschmiegen. Die Zeiger bewegt ein Schweizer Quarzwerk. Wahrhaft handschmeichlerische Qualitäten besitzt der "Blaue Ballon" von Cartier. Nach Auffassung seines Herstellers besitzt diese Armbanduhr das Zeug zu einem echten Zugpferd. Drei Größen (29, 36 und 42 mm), auffälliger Kronenschutz und die typische Zifferblattgestaltung sollten für jedes Handgelenk etwas bieten. Bei Breguet sorgen u.a. die kannellierten Gehäuseflanken für den sprichwörtlichen 25-Meter-Effekt. Will heißen, eine Armbanduhr lässt sich aus dieser Entfernung identifizieren.

Beim neuen "Tourbillon Messidor" ist das Drehgestell zwischen zwei Saphirgläsern gelagert. Dieser Kunstgriff verschafft echten Durchblick. Spätestens nach fünfzig Stunden möchte das Handaufzugswerk vom Kaliber 558 SQ2 mit frischer Energie versorgt werden. (Gisbert L. Brunner/Der Standard/rondo/27/04/2007)