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Doch abseits der Definition hat die berufliche Tätigkeit oder Arbeit für den persönlichen Selbstwert eine zentrale Bedeutung: "Die Identität, die man ausbildet, hat immer damit zu tun, dass man von anderen eine Bestätigung braucht und diese bekommt man in unserer Gesellschaft auch ganz stark über den Beruf", erklärt Soziologe Jörg Flecker, wissenschaftlicher Leiter der Forschungs- und Beratungsstelle Arbeitswelt Wien.
Er zeichnet eine allgemein bekannte Situation: "Trifft man auf Menschen, die man nicht kennt, fragt man bald einmal '… und was machen Sie so?' Da ist natürlich nicht gemeint ob man gerne Fischen geht, sondern welchen Beruf man ausübt." Man kommt also häufig in Situationen, wo man über seinen Beruf definiert wird und dadurch auch Anerkennung bekommt. "’Das ist aber spannend’ hört man lieber als 'naja das muss auch wer machen' – es spiegelt wesentlich zurück auf den eigenen Selbstwert", so der Soziologe. Natürlich habe nicht für alle in der Gesellschaft ein bestimmter Beruf den gleichen Wert.
Selbstbestätigung
"Ob man einen guten Artikel für die Zeitung schreibt oder einen Beinbruch operiert hat, man bezieht auch aus der Arbeit selbst Selbstbestätigung." Bei manchen Berufen sei das einfacher, bei anderen weniger. Man könne den Selbstwert daraus beziehen, dass man am Fließband an einem Tag 755 Stück geschafft hat, aber es sei schwieriger als wenn einem hundert Leute nach einem gelungenen Vortrag auf die Schulter klopfen.
Da man teilweise nach seiner Arbeit identifiziert wird und auch sehr viel Lebensenergie hineinsteckt, ist es für die meisten wichtig sich in der Arbeit auch ein Stück weit verwirklichen zu können. Am besten könne man das bei Menschen beobachten, die ein Hobby zum Beruf machen oder in einen Beruf hineinwollen, weil sie meinen sich darin verwirklichen zu können. "Bei jungen Menschen sieht man heute sehr gut, welche Durststrecken sie dafür in Kauf nehmen – durch Praktika, unbezahlte Tätigkeiten, schlecht bezahlte unsichere Jobs."
"Je nachdem in welchem Milieu man fragt, wird man für bestimmte Tätigkeiten sehr viel Anerkennung finden und für eine andere ein Nasenrümpfen ernten. Die Wertschätzung eines Berufs hat außerdem mit dem Alter und der Umgebung zu tun." Im künstlerischen Milieu zählt weniger ein stabiler Beruf mit Aufstiegsmöglichkeiten, wo man mit Anzug und Krawatte hingeht – in einem anderen zählen aber gerade Karriere und Aufstiegsmöglichkeiten.
Symbole
"Auch der Arbeitsplatz selbst spielt als Statussymbol eine große Rolle, weil die Umgebung schon einiges an Wertschätzung und Anerkennung ausdrückt. Es gibt ja die Chefetage", nennt Flecker ein Paradebeispiel. Auch in welcher Lage das Büro liegt, sei ein nicht unwesentliches Statussymbol. "Man kann sich darüber lustig machen, aber es gibt diese aufwertenden Symbole: Ein Kollege hat einen deutschen Konzern untersucht, dort bekommt der Abteilungsleiter einen Rosenholzschreibtisch." Je nach Milieu und Berufsfeld werden aber ganz unterschiedliche Dinge toll gefunden: "Ob jetzt das Fabriksloft als Arbeitsplatz in den Creative Industries als schick empfunden wird oder der Glasturm bei der Versicherung oder die repräsentativen Räume eines Ministeriums mit Stuckdecken."
Auch Firmenhandys, -laptops und -wagen werden heute noch immer wertgeschätzt. "Die Menschen vergessen aber, dass das Berufliche dann gleichzeitig mit nachhause genommen wird. Diese Dinge werden aber in geringerem Umfang angeboten als früher, weil sie teuer sind", ist Flecker überzeugt. "Da werden heute ganze Hierarchiestufen eingespart."
Stellenwert Beruf im Leben
Welchen Stellenwert der Beruf im Leben hat, hängt ganz vom jeweiligen Menschen ab und zwar meist unabhängig von der Art des Berufs, den er ausübt, glaubt Flecker: "In allen Berufen gibt es verschieden Typen. Jene, die mehr familienorientiert, jene die mehr berufsorientiert sind, jene die mehr auf persönliche Weiterentwicklung aus sind oder auch jene, die in die berufliche Tätigkeit flüchten, weil arbeiten manchmal leichter ist als leben." In Summe sei die Arbeit im Leben aber wichtiger geworden, ist er überzeugt.