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Keine Berührungsängste mit Russen: Raiffeisen-Generalanwalt Christian Konrad

Foto: APA/Artinger
Standard: Geht die Strabag im Herbst wirklich an die Börse?

Christian Konrad: Es gibt die seriöse, feste Absicht und eine Vereinbarung der drei Gesellschafter, dass wir nach dem Sommer an die Börse gehen. Wenn der Markt stimmt und wir die entsprechende Story haben, wovon wir ausgehen. Der Streubesitz könnte bis knapp 25 Prozent gehen. Die Mehrheit bleibt in Österreich, der Sitz ist in Österreich, der Vorstandschef ist Österreicher, Deripaska wird zwei Mandatare in den Aufsichtsrat schicken.

Standard: Magna-Chef Sigfried Wolf hat Deripaska nach Wien vermittelt. Wie überraschend kam die russische Wende für Sie?

Konrad: Mich hat 14 Tage vor Ostern überrascht zu hören, dass Deripaska Interesse hat, und wie schnell, klar und einfach die Dinge liegen. Die Deckung der Interessen von Basic Element und Strabag war gleich klar. Die Mühen der Ebene, die Detailverhandlungen kamen ja erst danach. Da geht es ja um eine Aktion mit einem Riesenvolumen. Das ist ja nicht so, wie wenn ich eine Wurstsemmel verkaufe. Trotzdem ging es ungewöhnlich rasch, weil die Strabag ja für den Börsengang bereit war und alle Daten auf dem Tisch lagen. Das Lamento mancher Investmentbanker ist überflüssig: Wir mussten uns den Börsengang ja bis in die letzte Minute offen halten, es hätte ja etwas schief gehen können.

Standard: Raiffeisen und Haselsteiner sind die Ersten, die einen russischen Oligarchen in ein österreichisches Unternehmen lassen. Bauchweh?

Konrad: Nein. Ich habe keine Berührungsängste mit Russen: Raiffeisen ist in vielen Geschäftsfeldern in Russland tätig. Der Unterschied wird nur sein, dass der Fokus, der bisher auf Moskau und St. Petersburg lag, größer wird. Und es erstaunt mich immer wieder, zuletzt bei der Debatte um Böhler, wie manche Manager und Politiker glauben, dass Wirtschaft funktioniert.

Standard: Sehen Sie ein politisches Risiko in Russland?

Konrad: So, wie die Dinge dort laufen, nicht. Aber nicht wir haben eine russische Gesellschaft gekauft, sondern der Russe hat bei uns investiert.

Standard: Die Methoden von Deripaska sind umstritten. Sehen Sie darüber hinweg?

Konrad: Deripaska hat meinen Respekt. Was ich bisher weiß, ist er ein unglaublich direkter, mit nachvollziehbaren Reaktionen agierender und gerader Bursche. Und diese ganze Debatte gäbe es nicht, hätte Deripaska die Strabag-Aktien über die Börse gekauft. Aber ich bin nicht sein Verteidiger, und er ist auch nicht angeklagt.

Standard: Er ist 39, steinreich und wirkte bei seiner heutigen Vorstellung gar nicht glücklich.

Konrad: Er ist schon seit 15 Jahren im Geschäft und kein euphorisches Springinkerl. (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27.4.2007)