Wien - Herbe Kritik an den Evaluierungsergebnissen zur Nichtrauchersituation in der Gastronomie übte am Freitag der Wiener Ärztekammerpräsident Walter Dorner. "Statt der von der Wirtschaft großspurig angekündigten 90-prozentigen Abdeckung durch Nichtraucherbereiche haben lediglich 58 Prozent der Lokale auf freiwilliger Basis Nichtraucherzonen eingeführt, in Wien sogar nur 41 Prozent. Das ist ein katastrophales Ergebnis hinsichtlich der Mitarbeit und dem Verständnis der Gastronomen für die nichtrauchenden Gäste", so Dorner.

Was den Ärztechef besonders stört: "Trotz der Evaluierungsergebnisse weicht man vom Ziel eines kompletten Rauchverbots in den Lokalen ab. Halbherzige Kompromisse jedoch dienen nicht den Gesundheitsinteressen der Menschen. Hier erwarte ich mir von der Gesundheitsministerin ein deutlicheres Signal in Richtung Nichtraucherschutz."

"Mit Freiwilligkeit nichts zu erreichen"

Für Dorner habe die Evaluierung deutlich gezeigt, "dass mit Freiwilligkeit nichts zu erreichen" sei. Auch die freiwillige Trennung zwischen Raucher- und Nichtraucherbereichen würden oft nicht sehr effizient umgesetzt: "Was nützt es mir, wenn ich in einem Raum ein paar Tische zu Nichtraucherzonen erkläre, und daneben keine zwei Meter entfernt weiterhin lustig die Teerstoffe jedem Gast ins Gesicht geblasen werden?" Umso erschreckender sei es daher, dass in Wien nicht einmal die Hälfte aller Gastronomen bereit gewesen sei, auch diese minimalen Anforderungen zu erfüllen.

Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky (V) solle nun "mit ihrer typischen Handschlagqualität" klare Entscheidungen treffen, forderte Dorner. Nämlich: Ein Rauchverbot in heimischen Lokalen ohne Freistellung von kleineren Gaststätten. Staaten wie Italien und Irland hätten dies bereits mit großem Erfolg vorgezeigt. Das Argument von möglichen Umsatzeinbußen lässt Dorner jedenfalls nicht gelten: "Aus Studien wissen wir, dass ein für alle Lokale gültiges Rauchverbot keineswegs zu weniger Umsatz führen muss." (APA)