Noch ist der Schatten seinem Werfer voraus, aber der braucht nur einmal abzubiegen, und schon ist er vorn.

Foto: Standard, Christian Fischer
Wien - Am Montag ist Heinz Fischer verhindert, also werden die mutmaßlich glückliche Siegerin und der mutmaßlich glückliche Sieger des Vienna City Marathons heuer am Tag nach dem Lauf um den traditionellen Empfang beim Bundespräsidenten in der Hofburg umfallen. Ganz umsonst freilich werden sie nicht gewonnen haben.

Der Hauptpreis beträgt unabhängig vom Geschlecht 10.000 Euro, die und der Zweite lukrieren 5000 Euro, in weiterer Folge ist angesichts unterschiedlicher Leistungsdichte ein männliches Spitzenresultat etwas mehr wert, der Achte läuft noch ins Geld (500), bei den Damen ist es die Sechste (500). Hohes Tempo sorgt für Zulagen. Wer unter 2:09 Stunden bleibt, wird zusätzlich mit 5000 Euro belohnt, eine Zeit unter 2:08 ist 10.000 Euro wert, für die Damen gilt 2:28 als diesbezügliche Grenze. Der Streckenrekord bringt noch einmal 5000 Euro. Der gehört seit dem Vorjahr Marokkos Lahoucine Mrikik (2:08:20) beziehungsweise seit 2000 der Italienerin Maura Viceconte (2:23:47), zweiterer ist sicher nicht gefährdet.

Der Deutsche Mark Milde, Organisator des Berlin-Marathons, ist in Wien für die Elite zuständig. Rund 40 Läufer und Läuferinnen, darunter zehn Hasen (Tempomacher) werden fürs Sporteln bezahlt. Die Bezahlung hängt naturgemäß mit dem sportlichen Rang (persönliche Bestzeit) zusammen und ist also gestaffelt. Ins Budget fallen auch jene, die nur mit Reisekosten und Hotelspesen gelockt werden. Rund 250.000 Euro hat Milde insgesamt zur Verfügung. Ein Weltrekord lässt sich damit natürlich nicht kaufen.

Haile Gebrselassie, Äthiopiens berühmter Dauerläufer, ist laut Milde für eine halbe Million Euro zu haben, falls es ihm in die Saisonplanung passt. Der Weltrekord gehört dem Kenianer Paul Tergat (2:04:55 im Jahr 2003 in Berlin), Gebrselassie, der König der Stadienlangstreckenläufe (15 Weltrekorde), der erst 2005 zum Marathon wechselte, lief im Vorjahr in Berlin 2:05:56 und hat vor allem Olympia 2008 im Sinn.

Wenn ein Marathon als schnell gilt, dann drückt das die Einkaufspreise, schließlich steigern Topzeiten den Marktwert der Dauerläufer. Und Siege. Aus Mubarak Shami, dem für Katar laufenden Kenianer, der vor zwei Jahren in Wien gewonnen hat, ist ein Star geworden. Heuer lief er in Paris die beste Zeit des bisherigen Jahres (2:07:19).

In Wien ist drei Kenianern der Streckenrekord und also ein großer Preis zuzutrauen, falls es nicht allzu heiß wird, darunter Bernard Barmasai, der vor rund zehn Jahren den Weltrekord über 3000-m-Hindernis inne hatte, einer Disziplin, die in Kenia mindestens so wichtig ist wie in Österreich der alpine Abfahrtslauf. Seine Landsleute Luke Kibet und Haron Toroitich sind im Marathon ebenfalls schon unter 2:09 geblieben.

Das gemeine Volk hat zu zahlen, das Nenngeld beträgt zwischen 50 (Frühbucher) und 70 Euro. Anmelden kann man sich am Messegelände noch bis Samstagabend.

Gestartet wird der Marathon um 9 Uhr auf der Wagramer Straße direkt bei der Reichsbrücke. Aufgrund der blockweisen Abfertigung des Läuferheeres kann bis zu einer Viertelstunde vergehen, bis die Langsameren die Reichsbrücke betreten, aber das macht insofern nichts, als der obligatorische Chip die Zeit bei der Startlinie individuell auslöst. Wenn die einmal läuft, dann wird sie im Idealfall beim Ziel am Heldenplatz wieder gestoppt.

Der Marathon ist binnen fünfeinhalb Stunden einer Erledigung zuzuführen, dann gilt in Wien wieder die Straßenverkehrsordnung. (Benno Zelsacher - DER STANDARD PRINTAUSGABE 28.4. 2007)