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Wissenschaftsminister Hahn präsentierte sein Modell in der Uni vor zahlreichen studentischen Zaungästen.

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Die gute Nachricht für Studierende: Es wird die Möglichkeit geben, Studiengebühren "abzuarbeiten". Die schlechte: Man kann dies nur als "Tutor" oder "Mentor" tun. Wissenschaftsminister Johannes Hahn präsentierte ein entsprechendes Modell.

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Wien - Es war ein wahres Ideenfeuerwerk, das rund um die Rückerstattung der Studiengebühren entstand war. Vom Roten Kreuz bis zur Blasmusik - Organisationen quer durch Österreich hatten ihre diesbezüglichen Ansprüche angemeldet. Erhört wurden sie allesamt nicht.

Am Donnerstag präsentierte Wissenschaftsminister Johannes Hahn (VP) ein Modell für die Studiengebühren-Refundierung, das nur zwei Möglichkeiten vorsieht, um die 363,63 Euro pro Semester "abzuarbeiten": 60 Stunden Studienrichtungsberatung an einer Höheren Schule ("Tutoring") oder 60 Stunden Nachhilfe bzw. Förderunterricht für Zehn- bis 14-Jährige, vor allem aus bildungsfernen Schichten ("Mentoring").

Dieses System soll sowohl für Universitäts-Studenten als auch für Studierende an Pädagogischen Hochschulen und Fachhochschulen gelten. Um eine "Akkreditierung" zu erlangen, müssen sich Tutoren und Mentoren einer Schulung unterziehen, die drei bzw. fünf Halbtage dauern soll. Viele Details offen

Eingeführt werden soll das Modell ab dem Studienjahr 2008/09. Bis dahin müssen noch viele Details geklärt werden: Etwa, wer das System verwalten und organisieren soll. "Entweder die Österreichische Hochschülerschaft und/oder ein Verein, keinesfalls eine Behörde" heißt es dazu im Papier des Ministeriums. Angebot und Nachfrage sollen über einen "virtuellen Marktplatz" reguliert werden, auf dem alle akkreditierten Studierenden und interessierten Schulen in einer Liste aufscheinen.

Die Einführung des Refundierungs-Modells bedingt auch Änderungen im Sozialversicherungs- und Einkommenssteuergesetz, denn Hahn möchte "sicherstellen, dass keine Arbeitsverhältnisse entstehen". Der "Stundenlohn" beträgt etwa 6 Euro.

Bei der ÖH ist man vom gesamten Papier wenig angetan: "Wir wollen mitgestalten, nicht verwalten", heißt es dazu, man sei zudem in keinster Weise in die Ausarbeitung eingebunden worden (siehe "Reaktionen" unten).

Unklar ist weiter, wie viele Studierende die Möglichkeit, ihre Studiengebühren abzuarbeiten, überhaupt in Anspruch nehmen würden. Diese Zahl wollte Hahn nicht schätzen, als einzigen Vergleich nannte er, dass die ÖH pro Jahr rund 1000 Tutoren ausbilde. Jeder fünfte Uni-Student und jeder dritte FH-Student erhält die Studiengebühren via Studienbeihilfen zurückerstattet, diese scheiden ohnehin aus.

Hahn erklärte, warum keiner der insgesamt 132 anderen Vorschläge zu sozialen Diensten Eingang in dieses Modell gefunden hat: Er halte nichts davon, "Freiwilligenarbeit finanziell zu unterlegen". Man hätte einen Akkreditierungsrat schaffen müssen, der administratorische Aufwand wäre "uferlos" geworden. Außerdem lobte der Wissenschaftsminister bei dieser Gelegenheit die Studiengebühren. Diese seien "sehr zweckmäßig", und man werde daran "nicht rütteln".

Übrigens: Das Modell orientiert sich am israelischen Vorbild "Perach", das es dort seit über 30 Jahren gibt. Die Akzeptanz der Studiengebühren erhöht es aber nicht: Derzeit protestieren Israels Studierende lautstark gegen eine Erhöhung. (Andrea Heigl, DER STANDARD-Printausgabe, 4. Mai 2007)