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REUTERS/Atef Hassan
Die Anzeichen verdichten sich: Der nächste Ölschock steht unmittelbar bevor. Wir werden bald kein Öl mehr haben, um unsere Häuser zu heizen, unsere Fernseher und Kühlschränke zu betreiben, um Produkte zu erzeugen, keinen Sprit mehr, um Lebensmittel in die Geschäfte zu transportieren oder mit dem Auto in die Arbeit zu fahren. Wir treiben rasant auf eine Welt ohne Öl zu.

Fiktion

Zum Glück ist dieses Szenario (vorerst) nur Teil eines neuen Online-Spiels: World Without Oil. Gestartet ist es am 30. April in jenem Land, das als der größte Ölverbraucher auf der Welt bekannt ist: den USA. Sein Ziel ist es, die Menschen zum Nachdenken für den Fall X anzuregen: Wie werden die Menschen damit zurechtkommen? Auf was alles müssen wir künftig verzichten? Was können wir tun, um das bislang Unvorstellbare vielleicht doch noch vermeiden zu können? Denn, so die Überlegungen der Spielentwickler: Die Ideen, die Leute dabei entwickeln, könnten in einer realen "Welt ohne Öl" tatsächlich nützlich sein. Zum Beispiel durch weitere Vorschläge, wo und wie in der (amerikanischen) Gesellschaft Öl gespart werden könnte. Oder dass vermehrt über den Einsatz alternativen Energiequellen nachgedacht wird.

Infotainment

World without Oil (WWO) ist ein so genanntes Alternate Reality Game (ARG), bei dem reale und imaginäre Inhalte miteinander verschmelzen. Ihre Entwickler sehen in ihnen ein ernst zu nehmendes Vehikel, Leute gleichermaßen zu unterhalten und ihre Aufmerksamkeit auf gesellschaftlich relevante Fragen zu richten.

Ernst

"Das ist ein ernsthaftes Spiel zum öffentlichen Wohl", sagt Ken Eklund, kreativer Kopf und Produzent des Öl-Spiels. "Das Spiel soll die Realität verändern helfen." Eine der Triebfedern für WWO war für ihn Hurrikan "Katrina" und seine verheerende Folgen: ",Katrina\ verstärkte in mir den Eindruck, dass man in Krisenzeiten auf alle Ressourcen bauen muss." Dies gelte auch für vorbeugende Maßnahmen.

Inhalt

Der Spielrahmen wird von acht Charakteren vorgegeben, die sich zufällig während eines Schneesturms auf dem Flughafen Denver kennen gelernt haben und - ähnlich wie in dem Kinofilm "The Day After Tomorrow" - die Krise heraufdräuen sehen.

Die Spieler sind aufgefordert, die Auswirkungen eines globalen Ölschocks mit eigenen Geschichten, Videos, Audiobeiträgen, Bilder, Diskussionen in Blogs, etc. zu simulieren. Was immer sie zu dazu beitragen, beeinflusst den Spielverlauf.

Fiktion

"Die große Herausforderung für uns ist dabei, dass die Vorstellungskraft der Teilnehmer enorm ist", sagt Eklund. "Es ist oft gar nicht einfach, mit der von außen kommenden Entwicklung des Spiels mitzuhalten."

Der Ausgang des Spiels lasse sich daher auch nicht vorhersagen, macht Jane McGonigal, verantwortliche Spieldesignerin am Institute for the Future in Palo Alto, deutlich. Ihre große Hoffnung ist, dass die zahlreichen Beiträge einen noch tieferen Einblick in und nützliche Lösungsvorschläge für das Problem einer Ölkrise geben.

Bedeutung

Gleichzeitig zeige WWO die wachsende Bedeutung der neuen Internetgeneration Web 2.0 auf. "Bei Web 2.0 geht es vor allem um die Kultur der Anteilnahme", sagt McGonigal. Es gehe nicht nur um nette Inhalte, sondern ums Miteinander der Menschen, auch oder gerade in Krisenzeiten. (Karin Tzschentke, DerStandard/Printausgabe vom 3.5.2007)