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Wulf Bernotat

Foto: APA/EPA/Weihrauch
Essen - Nach der gescheiterten Übernahme des spanischen Versorgers Endesa plant der Energieriese E.ON den Einstieg in den russischen Strommarkt. Das machte Vorstandschef Wulf Bernotat am Donnerstag auf der Hauptversammlung der E.ON AG in Essen deutlich, dessen Vertrag über den April 2008 hinaus verlängert werden soll.

Aktionäre äußerten ihre Erleichterung, dass E.ON nicht 42 Mrd. Euro für Endesa zahlt. Daneben wurde aber auch Kritik am Vorstand laut, der nicht so geschickt wie die Konkurrenten im Übernahmekampf agiert habe. Der Übernahmeversuch kostete E.ON 300 Mio. Euro. Der Konzern hob am Donnerstag den Ausblick für das laufende Jahr an.

"Interessant ist ein Einstieg in die russische Stromwirtschaft", sagte Bernotat auf Fragen der Aktionäre zu den Expansionschancen des größten deutschen Energiekonzerns. Russland ist nach seinen Worten der viertgrößte Strommarkt der Welt. Wachstumsmöglichkeiten würden sich insbesondere durch die Privatisierung von Unternehmen ergeben. Bernotat kündigte einen neuen Strategieplan für Ende Mai und damit früher als bislang geplant an. Dabei wolle der Düsseldorfer Konzern zeigen, wie er mit seinem Investitionsprogramm "neue Positionen im Kernmarkt Europa, aber auch in anderen Wachstumsregionen aufbauen" werde. Neben Russland gilt auch die Türkei als interessanter Markt.

Eintritt in Spanien

Das mittelfristige Investitionsprogramm von E.ON umfasst bisher gut 25 Mrd. Euro bis Ende 2009. Darin war Endesa aber nicht enthalten. E.ON sicherte sich am Ende des langen Übernahmekampfes mit dem italienischen Energiekonzern Enel und dem spanischen Konzern Acciona ein Beteiligungspaket im Wert von rund 10 Mrd. Euro. Das entspreche der Größenordnung der Ruhrgas-Übernahme sowie knapp einem Drittel der weltweiten Erzeugungskapazität von Endesa, verteidigte Bernotat das hartnäckige Ringen. Das vereinbarte Beteiligungspaket ermögliche vor allem den Eintritt in den spanischen Markt und eine deutliche Verbesserung der Position in Italien.

E.ON will sich am Ausbau der Kernenergie in Europa beteiligen. Der Konzern prüfe verschiedene Projekte in England, Finnland, Rumänien und Bulgarien. In Deutschland halte sich E.ON an die Vereinbarungen zum Atomausstieg. Angesichts des Klimawandels sprach er sich zugleich aber auch für eine neue politische Debatte über die künftige Rolle der Kernenergie aus. "Ein deutscher Ausstieg aus der Kernenergie ist mit der europäischen Klimapolitik nicht vereinbar. Denn sie kann nicht klimaneutral ersetzt werden. Dies ist im Grunde in Deutschland auch jedem klar, der Kilowatt und Kilowatt zusammenzählen kann." E.ON ist der größte Produzent von Atomstrom in Deutschland.

Ausblick gehoben

Bernotat hob den Ausblick für das laufende Jahr an. Der Konzern sei sehr erfolgreich ins Jahr gestartet, sagte er. Daher gehe E.ON für das Gesamtjahr nunmehr davon aus, bei dem um Sondereffekte bereinigten operativen Gewinn (EBIT) das hohe Niveau des Vorjahres übertreffen zu können. Bisher war E.ON nur von einer leichten Steigerung ausgegangen. Aufsichtsratschef Ulrich Hartmann gab nach Spekulationen in der Presse bekannt, dass der Vertrag von Bernotat verlängert werden soll. Das werde das Präsidium des Aufsichtsrates dem Kontrollgremium vorschlagen, kündigte er an. (APA/dpa)