Die angekündigten Maßnahmen von Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky gegen das "Komatrinken" von Jugendlichen stoßen bei Experten auf Zustimmung. "Ich kann das nur unterstützen", sagte Univ.-Prof. Dr. Michael Musalek, der ärztliche Leiter des Anton Proksch Instituts in Wien, der größten Suchtklinik Europas, im Gespräch mit der APA. Mit den Geboten müsse allerdings eine Aufklärungskampagne einhergehen.

Veränderte Trinkgewohnheiten

"Die Trinkgewohnheiten der Jugendlichen haben sich verändert", sagte Musalek. Wäre früher das "Einstiegsalter" bei rund 16 Jahren gelegen, so beginnen heute bereits Kinder im Alter von elf, zwölf und 13 Jahren damit, Alkohol zu konsumieren. Zudem werde "mit einer ganz anderen Frequenz" über den Durst getrunken. Gleichzeitig fehlt das nötige Risikobewusstsein, dass "Kampftrinken" sogar zum Tod führen kann. "Wenn ich mit 180 Stundenkilometern mit zugebundenen Augen auf der Autobahn fahre, kann ich auch davon ausgehen, dass mir was passiert", so der Suchtexperte.

Viel zu leicht verfügbar

Für die Besorgnis erregende Entwicklung gibt es Musalek zufolge mehrere Gründe. Nicht nur, dass in Österreich Alkoholkonsum generell bagatellisiert wird, ist Alkohol für die Jugendlichen auch viel leicht verfügbar als früher - nicht zuletzt, weil sie über mehr Geld verfügen. Hinzu kommt, dass manche Gastronomiebetriebe entweder mit Freigetränken am Beginn eines Abends oder regelrechten "Wettbewerben" zu übermäßigem Trinken animieren. Gleichzeitig werden "harte" Getränke durch so genannte Alkopops oder andere Mischdrinks auch für junge Menschen schmackhaft gemacht.

In den Mischgetränken ortet Musalek überhaupt eine besonders große Gefahr. "Mit Wein oder besonders mit Bier ist es kaum möglich, sich tatsächlich in ein Koma zu trinken", so der Experte. Selbst bei puren "harten" Getränken würde sich der Körper mit der Zeit wehren.

Fatale Mischgetränke

Anders bei den süßen Mischgetränken: "Einen Liter Orangensaft, in dem ein halber Liter Schnaps ist, kann man schnell trinken", so Musalek. Die Folgen sind dann oft fatal. Die Jugendlichen können die Mengen nicht einschätzen, die Getränke werden oft schneller konsumiert, als der Alkohol vom Organismus aufgenommen wird - und der Abend endet mit einer Alkoholvergiftung.

Gebote und Verbote sind für Musalek nur Teil eines Gesamtpaketes. Gleichzeitig müsse eine professionelle Kampagne die Jugendlichen über übermäßigen Alkoholkonsum aufklären und zu einem Imagewandel beitragen. (APA)