Aufsichtsratschef Peter Michaelis (re.) und AUA-Chef Alfred Ötsch mussten sich massiver Atkionärskritik stellen.

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Wien – "Reizen Sie mich nicht, sonst erleben wir heute wieder eine zehnstündige Hauptversammlung", schmetterte AUA-Aktionär Rupert-Heinrich Staller dem Vertreter des Streubesitzes im Aufsichtsrat, Erhard Schaschl, zu. Schaschl bzw. dessen Privatstiftung hatte unmittelbar nach der Kapitalerhöhung 181.000 AUA-Aktien im Wert von rund 1,4 Mio. Euro verkauft. Staller: "Wenn jemand nicht an ein Unternehmen glaubt, verkauft er seine Aktien – und hat zu gehen. Ich ersuche Sie, dass Sie den Rücktritt einreichen und danke Ihnen vorab für die richtige Entscheidung".

Das sei kein Kavaliersdelikt, viele Kleinaktionäre hätten gekauft "und Sie haben verkauft, noch dazu zu einem dämlich niedrigen Kurs, das ist eine extrem schlechte Optik". Schaschl, Ex-Wienerberger-Chef, der zu einem der wohlhabendsten Männer mit umfangreichen Immobilienbesitz zählt, rechtfertigte sich mit der nicht zufrieden stellenden Zusammenarbeit von Vorstand und Aufsichtsrat (die Ergebnisse der AUA seien völlig "unzureichend"), zudem hätte er eigenen Mittelbedarf gehabt. Im übrigen sei es nicht seine Entscheidung gewesen, sondern die seines Stiftungsvorstands. Zurücktreten wollte Schaschl freilich nicht.

Schlechte Erfahrungen

Über schlechte Erfahrung mit der AUA berichtete Gerhard Pirkheim: Auf dem Heimflug von der Dominikanischen Republik machte die Lauda Air einen Tankstopp in Kuba. Darmbeschwerden setzten dem untersetzen Mann kräftig zu, und nichts konnte ihn davon abhalten, die Kabinentoilette zu benützen. Doch mit seinem Drang zum Klo widersetzte er sich den Anweisungen des Personals, das ihn unsanft darauf hinwies, dass dies verboten sei. Als er die Toilette wieder verließ, war er nur für Sekunden erleichtert, zumal ihm der Kapitän aufgebracht anschrie, er hätte die Anweisungen der Flugbegleiterin nicht befolgt, stelle damit ein Sicherheitsrisiko dar und müsse das Flugzeug verlassen.

"Keine zehn Minuten später wurde ich von zwei kubanischen Sicherheitsbeamten wie ein Verbrecher abgeführt". Er konnte die Heimreise erst einen Tag später mit der Condor fortsetzen. Weil bisher jede Reklamation erfolglos blieb, kaufte sich Pirkheim AUA-Aktien und schaffte sich damit am Freitag wie 250 andere Aktionäre Zutritt zur HV. Das Argument der Airline: Er hätte die 200 Passagiere gefährdet, denn als er den Spühlknopf drückte, hätte ein Funken sprühen können und das Flugzeug wäre explodiert. Kritik hagelte es auch am Stock-Options-Programm für das Management, die ihre Optionen bereits bei einem Gewinn von unter 30 Mio. Euro ausüben können. Das reiche nicht einmal für eine Dividendenzahlung.

Neuer Name

Trotz der Aktionärskritik hat sich der Vorstand das Aktienoptionsprogramm absegnen lassen. Der Unternehmensberater Manfred Reichl (54) zieht als Nachfolger von Alain Bandle neu in den AUA-Aufsichtsrat ein, das Unternehmen ändert seinen Firmenwortlaut auf "Austrian Airlines AG" - damit fällt der Namenszusatz "Österreichische Luftfahrt AG" weg. Alle Tagesordnungspunkte wurden mit großer Mehrheit der rund 150 Aktionäre beschlossen. (Claudia Ruff, DER STANDARD, Print-Ausgabe, APA/red 5./6.5.2007)