Belgrad - Für serbische regimekontrollierte Medien gibt es eine Opposition so gut wie nicht. Die Wahlkampagne der Regimeparteien wird inzwischen von diesen Medien auf Hochtouren geführt. "Sie ist immer hier, jung und schön, fröhlich, klug, menschlich, mutig, groß, stark, frei, völkisch...", verkündet die regierende Sozialistische Partei des Präsidenten Slobodan Milosevic in einem Wahlsong, der bereits seit zwei Wochen im staatlichen TV-Sender vor Nachrichtensendungen zu hören ist. Der "Song der Adjektive" will die Wunschvorstellungen und den nationalen Stolz des verarmten und erniedrigten kleinen Mannes ansprechen. Die größte Regierungspartei wird als "erfahren, klug, stark und aufrecht" aber auch als "ehrlich, rein und arbeitssam" beschrieben. Zudem marschiere sie immer "unter der Freiheitsfahne" neuen Siegen zu. Neue Formate Einen festen Platz in der führenden abendlichen TV-Nachrichtensendung hat seit längerer Zeit schon das Militär, dessen hohe Offiziere immer wieder die "Verbundenheit mit dem Volk" unterstreichen. Regelmäßig taucht in den Nachrichtensendungen auch eine neue Rubrik auf, in welcher die Tapferkeit der niedrigeren Militärränge und auch einfacher Soldaten gepriesen wird. Mal wird das Leben eines Zugführers beschrieben, der während der NATO-Luftangriffe schwer verwundet eine "Terroristenbande" im Kosovo zerschlagen habe, mal wird von einem anderen jungen Soldat der Abschuss einer amerikanischen Tomahawk-Rakete beschrieben. Der Grundtenor ist immer derselbe - der Mut des tapfere Soldates wird in der ruhmreichen Geschichte der Landesverteidigung bleiben. In den Nachrichtensendungen wird über die Opposition praktisch nur noch als "NATO-Parteien", bzw. die "NATO-Stürmer" und "traurige Helfershelfer", deren Hauptziel die "Zerschlagung des Landes" sei, gesprochen. Die richtigen Namen der Parteien werden gar nicht mehr erwähnt. Rolle der Medien Eine im Auftrag der Presseagentur BETA von Belgrader Institut für Gesellschaftsforschung durchgeführte Meinungsumfrage hat gezeigt, dass rund 20 Prozent der Serben kein Vertrauen in die Medien haben. Allerdings hat der staatliche TV-Sender den Platz Nummer eins unter den Medien eingenommen, in welche die Bürger das größte Vertrauen haben. Für 17 Prozent der Befragten ist gerade das führende Sprachrohr der Regimepropaganda, gefolgt von der unabhängigen Belgrader Tageszeitung "Blic", in welche allerdings nur neun Prozent der Befragten Vertrauen haben. Der Belgrader Meinungsforscher Srecko Mihajlovic hat indes auf die große Bedeutung der Medien im Laufe der Wahlkampagne hingewiesen. Nur ein Drittel der Serben seien als Dauerwähler ein und derselben Partei anzusehen. Bei der Wahlentscheidung der restlichen zwei Drittel dürfte die Wahlkampagne von ausschlaggebender Bedeutung sein, warnt Mihajlovic. (APA)