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Im Rahmen der Aktion "Verkehr nie ohne" will Kdolsky den rosa Schein für "Safer Sex" mit Infos zu Geschlechtskrankheiten und 80.000 Kondomen verteilen lassen.

Foto: apa/dpa/scheidemann
Wien - Fälle der ausgestorben geglaubten Geschlechtskrankheit Syphilis nehmen seit 2003 in Österreich wieder zu, Aids-Neuerkrankungen stagnieren seit Jahren auf hohem Niveau. Um sexuell übertragbare Krankheiten einzudämmen, rüstet Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky Österreichs Jugend in den kommenden Wochen mit einem "Verkehrsführerschein" inklusive Kondom aus. Die neue Präventions-Kampagne stellte die Ressortchefin bei einer Pressekonferenz in Wien vor.

"Verkehr nie ohne"

Im Rahmen der Aktion "Verkehr nie ohne" will Kdolsky den rosa Schein für "Safer Sex" mit Infos zu Geschlechtskrankheiten und 80.000 Kondomen ab sofort und im gesamten Mai an 1.309 Schulen und 28 Discotheken in ganz Österreich verteilen lassen. Im Fokus stehen 15-jährige Schüler - laut Frank Amort von der Aids Hilfe Wien gerade noch das richtige Alter. Studien zufolge hätten Jugendliche hier zu Lande mit etwa 16 Jahren erste sexuelle Kontakte. Ein Fünftel erlebe das "erste Mal" bereits früher, berichtete er. Gerade für junge Menschen haben Aids und andere sexuell übertragbare Krankheiten ihre "bedrohliches Gesicht verloren", so die Gesundheitsministerin.

Der beste Schutz davor seien Kondome. Darauf sollen Mädchen und Burschen in ihren Klassenzimmern zusätzlich mit Plakaten aufmerksam gemacht werden, kündigte sie an. Auch auf einer eigens eingerichteten Homepage können sie sich informieren. In den vergangenen Monaten habe sich ein deutlicher Anstieg sexuell übertragbarer Krankheiten abgezeichnet, berichtete Kdolsky.

"Zunehmende Sorglosigkeit"

"Die Syphilis war in Österreich bereits auf Null reduziert", bemerkte die Ressortchefin. Heuer habe man hier zu Lande bereits 600 Fälle davon registriert, 2005 waren es noch 267. Die Geschlechtskrankheit sei europaweit wieder am Vormarsch: Auch in Deutschland seien etwa 20.000 Erkrankungen diagnostiziert worden. "Zunehmende Sorglosigkeit" sowie "mangelndes Wissen" seien für die Ausbreitung sexuell übertragbarer Krankheiten verantwortlich, vermutete Kdolsky. Jeder zweite Österreicher hatte laut einer Erhebung des Kondomherstellers Durex bereits ungeschützten Geschlechtsverkehr mit einem Partner, über dessen sexuelle Vergangenheit und Aids-Status er sich nicht im Klaren war, gab Amort zu bedenken. Ein Drittel der jungen Wiener benutze laut einer Umfrage keine Kondome. Etwa 436 neue HIV-Infektionen gibt es laut Gesundheitsministerium jährlich. 8.000 Infizierte und rund 1.000 Menschen mit dem Vollbild der Erkrankung leben in Österreich. Bei der Erstdiagnose sind Betroffene durchschnittlich 29 Jahre alt. 2006 starben hier zu Lande 15 Menschen an Aids. (APA)