Wien – Der auf Herbst verschobene Börsengang des Baukonzerns Strabag wird in diesem Jahr kaum noch zustande kommen. Mehrere mit der Materie vertraute Personen erläuterten dem Standard, dass der von Strabag-Chef Hans Peter Haselsteiner nach dem Einstieg des russischen Tycoons Oleg Deripaska verkündete Zeitplan praktisch nicht zu halten sei. Haselsteiner hat vergangene Woche den bereits fix vorbereiteten Börsengang abgesagt und stattdessen Deripaska ein 30-Prozent-Paket an der Strabag verkauft.

"Die Strabag muss auf Grundlage der Russland-Verbindung eine neue Börsenstory präsentieren, aber das geht nicht in drei Monaten", hieß es in Finanzkreisen. Wenn der Börsengang überhaupt noch zustande komme, dann erst im Frühjahr 2008. Bis dahin sei es eher möglich, internationalen Investoren die Vorteile der russischen Beteiligung zu erklären. Problematisch für einen baldigen Börsengang sei weiters die Tatsache, dass die Strabag an einen Emissionskurs von 42 Euro gefesselt ist – den Preis, den Deripaska im Zuge der Kapitalerhöhung bezahlt hat. Einen günstigeren Kurs für neue Aktionäre würde der Russe nicht goutieren. Doch für einen höheren Kurs müssten sich die geschäftlichen Aussichten der Strabag verbessern – und dies benötige Zeit. Haselsteiner und sein Sprecher waren am Freitag für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Deripaska setzt inzwischen seine Einkaufstour in der europäischen Baubranche fort: Am Freitag wurde bekannt, dass er drei Prozent am deutschen Bauriesen Hochtief erworben hat. (Eric Frey, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5./6.5.2007)