Wien - Über die Möglichkeit einer "großen gemeinsamen Zukunft" zwischen Verbund und der niederösterreichischen EVN sowie ein mögliches Aus der jahrelang geplanten Österreichischen Stromlösung (ÖSL), der Kooperation zwischen Verbund und EnergieAllianz (EVN, Wien Energie, Bewag/Begas) in den Bereichen Großkundenvertrieb und Stromhandel, schreibt die "Presse" (Samstagausgabe).

Im Zuge des Wechsels an der Spitze des Unternehmens - Michael Pistauer folgt am Donnerstag kommender Woche Hans Haider als Generaldirektor nach - könnte es zum großen Friedensschluss kommen. EVN-Generaldirektor Burkhard Hofer sei "überzeugt davon, dass die aggressive Haltung gegenüber der EVN einem konstruktiven Gesprächsklima weicht."

Pistauer soll schon ziemlich fixe Vorstellungen über die neue Struktur der heimischen E-Wirtschaft haben und habe auch schon bei einer Reihe von Politikern Stimmung gemacht haben, um für sein in Zusammenarbeit mit einer Investmentbank erstelltes Konzept Stimmung zu machen, so die "Presse" laut Vorabbericht.

Gesellschaftsrechtliche Verflechtungen

Der neue Verbund-Chef plane offenbar weit reichende gesellschaftsrechtliche Verflechtungen des Verbund-Konzerns mit anderen regionalen Energieversorgern: Nur so sei es möglich, Synergien zu heben. Auch eine groß angelegte Auslandsexpansion sei mit vereinten Kräften effektiver zu bewerkstelligen. Die einstige Stromlösung sei offenbar tot, Pistauer habe größeres vor. EVN-Chef Hofer schlage plötzlich neue Töne an: "Die österreichische E-Wirtschaft muss konsolidiert werden. Ob die Stromlösung die beste Variante ist - darüber kann man ja debattieren.

In der Branche werde jedenfalls bereits gemunkelt, dass dies ein Indiz für eine große gemeinsame Zukunft von Verbund und EVN sei, so die Zeitung weiter. Schließlich seien beide Unternehmen die einzigen börsenotierten der Branche. Von der Unternehmenskultur seien sie daher durchaus kompatibel. Es müssten allerdings noch die Politiker überzeugt werden, bei beiden börsenotierten Unternehmen hält die öffentliche Hand die Mehrheit. Beim Verbund ist die Republik Österreich zu 51 Prozent beteiligt, bei der EVN das Land Niederösterreich mit ebenfalls 51 Prozent. "Pistauer wird die Politiker nur dann auf seine Seite ziehen können, wenn er es schafft, Vorteile für die Stromkunden darzulegen", zitiert die "Presse" einen Insider.

Wenig Zeit

Viel Zeit bleibe Pistauer nicht mehr, sein Vertrag läuft bis Ende 2008. Zudem werde im nächsten Frühjahr in Niederösterreich ein neuer Landtag gewählt, bis dahin werde Sache aber wohl allenfalls hinter den Kulissen besprochen werden können.

Leo Windtner, Chef der Energie AG Oberösterreich (EAG), die bis 2006 Mitglied der EnergieAllianz war und nun die Börse gehen will, in der Zeitung: "Pistauer wird den Verbund sicher als dominante Kraft in Österreich erhalten. Aber gegenüber den anderen Versorgern wird er auf Konsens-Kurs fahren." (APA)