Brasilia - Im Streit um Preisnachlässe für Medikamente in der Dritten Welt bricht Brasilien erstmals das Patent eines Mittels gegen die Immunschwächekrankheit Aids. Staatspräsident Luiz Inácio Lula da Silva unterzeichnete am Freitag in Brasilia das entsprechende Dekret. Wie Medien berichteten, trifft diese Entscheidung das vom amerikanischen Pharmakonzern Merck Sharp & Dohme hergestellte Medikament Efavirenz.

Einen Patentbruch für Efavirenz hatte Thailand Ende 2006 angekündigt. Das Dekret über Patentbruch garantiere einen Preisrückgang von 72 Prozent, hieß es in Brasilia.

Kostenlose Versorgung

Brasilien will nach eigenen Angaben in einer ersten Phase von einem indischen Hersteller ein Nachahmpräparat, ein so genanntes Generikum, erwerben. Von Merck hatte der Staat bisher Efavirenz für 1,59 US-Dollar (1,172 Euro) pro Einheit erworben. Später wolle man die Herstellung eines Efavirenz-Generikums für brasilianische Labors ausschreiben.

Der Staat versorgt in Brasilien alle HIV-Infizierten kostenlos mit Arzneimitteln. Zur Zeit bekämen 75.000 Menschen das Medikament Efavirenz kostenlos vom Staat, teilte das Gesundheitsministerium mit. Brasilien hat mit über 200.000 registrierten Fällen die absolut meisten Aids-Kranken in Lateinamerika. Die Aufklärungs- und Vorsorge- Kampagnen des Staates sowie die ärztliche Hilfe für die Kranken gelten aber unter Experten weltweit als beispielhaft.

"Diese Maßnahme ist Teil unserer Politik, den Zugang der gesamten Bevölkerung zu Medikamenten zu ermöglichen. Auf Grund der von den Konzernen geforderten Preisen ist dieser Zugang oft sehr schwer. Wir kämpfen um gerechtere Preise", erklärte Gesundheitsminister José Gomes Temporão bei der offiziellen Zeremonie im Regierungspalast Planalto. Merck habe bei Verhandlungen einen Preisnachlass von 30 Prozent angeboten. Dieses Angebot habe man aber als ungenügend zurück gewiesen. Brasilien hatte bereits 2001 und 2003 Patentbrüche mit Herstellern von Aids-Medikamenten angekündigt, war damals aber nach kurzer Zeit mit den Herstellern zu einer Einigung gekommen. (APA/dpa)