Dickson krallte sich mit seinem Segelgeschoß namens USA 98 an seinen Widersacher und wartete geduldig auf seine Chance. So auch beim Zusammentreffen der Cup-Titanen am Freitag gegen die Italiener von Luna Rossa. Am Ende reichte Dickson im Ziel ein Vorsprung von 19 Sekunden. Nun liegt BMW Oracle, das US-Team, das tatsächlich von neuseeländischen Seglern dominiert wird, an der Spitze der Tabelle vor Luna Rossa Prada und Emirates Team New Zealand. Die drei sind fix im Halbfinale, die Desafio Espanol liegt derzeit auf dem vierten Rang. Bis Mittwoch sollte das Halbfinale der Herausforderer komplett sein.
Für Dickson dürfte seine starke Leistung eine kleine Genugtuung sein. Denn Neuseeland, einer der großen Gegner BMW Oracles, konnte bis dato nicht überzeugen. Obwohl Dickson 1987 als 24-Jähriger am Steuer der ersten neuseeländischen Cup-Kampagne stand, mit der die Erfolgsgeschichte der Kiwis begann, verblasst sein Stern hinter dem von Russell Coutts. Der holte die Silberkanne 1995 und 2000 für Neuseeland, er gilt als Held in seiner Heimat. Dickson dagegen als schwieriger Kauz, dessen Hyper-Ehrgeiz und eiserner Siegeswille ihn nicht zum Liebling der Nation haben werden lassen.
Und das, obwohl er ohne Frage einer der stärksten Steuermänner ist, die der Cup jemals gesehen hat. Dickson wurde dreimal Match-Race-Weltmeister und segelte viele erfolgreiche Regatten mit dem Software-Tycoon Larry Ellison. Auf dessen Yacht Sayonara gewann er das legendäre und tragische Sydney-Hobart-Rennen 1998, bei dem sechs Segler in einem Sturm ums Leben kamen.
Brüder im Geiste
Ellison und Dickson sind exzentrische Brüder im Geiste. Sie lieben die Herausforderung und das Gewinnen über alles. Selbst Dicksons Frau Sue sagt über ihren Mann: "Er genießt nicht das Segeln an sich, sondern das Gewinnen." Eine neuseeländische Journalistin hat einmal geschrieben: "Er hasst das Verlieren. Er ist einer von den Typen, die selbst aus einem Götterspeise-Essen einen Wettbewerb machen."
Ellison dürfte die kompromisslose Einstellung an sein eigenes erfolgreiches Geschäftsleben erinnert haben. Er holte Dickson schon in sein erstes Cup-Team, das 2003 erst im Finale des Louis Vuitton Cups an der Alinghi scheiterte, die heuer den America\s Cup verteidigt. Für die aktuelle 32. Ausgabe machte er den kleinen drahtigen Mann zum mächtigsten im Cup-Zirkus. Er ist nicht nur Steuermann, sondern auch Präsident und Skipper. Und er hat nur einen Auftrag: endlich die Silberkanne zu gewinnen.