Die SPÖ beweist erstaunliche literarische Solidarität
Redaktion
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Auf die Frage, welches Buch er mit auf die Insel nehmen würde, antwortete Bürgermeister Häupl am Mittwoch bei einer Buchgala im Rathaus: nein, nicht das Parteibuch, sondern "Der Mann ohne Eigenschaften" von Robert Musil. (Vermutlich plus Gepäckträger.) Schon interessant - Lieblingsbuch von Bruno Kreisky: "Mann ohne Eigenschaften". Lieblingsbuch von Fred Sinowatz: "Mann ohne Eigenschaften. Lieblingsbuch von Viktor Klima: "Mann ohne Eigenschaften". Während sich die ÖVP nie auf ein Buch einigen konnte, obwohl sich "Der Schatz im Silbersee" förmlich aufgedrängt hätte, beweist die SPÖ erstaunliche literarische Solidarität. Warum aber ausgerechnet Musils spröder 1040-Seiten-Wälzer? - Nun gut, es finden sich Parallelen zur Politik: Man kann nicht viel über die Handlung erzählen, denn es gibt keine. Nichts wird getan, alles nur gedacht. Musil, auf Seite 16: "So ließe sich der Möglichkeitssinn geradezu als die Fähigkeit definieren, alles, was ebenso gut sein könnte, zu denken und das, was ist, nicht wichtiger zu nehmen als das, was nicht ist." Studiengebühren? Eurofighter? Bildungsreform? Es steht zu befürchten, dass auch Gusenbauer Musils Werk bereits verfallen ist. (Von Daniel Glattauer, DER STANDARD, Printausgabe 7.5.2007)
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