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Foto: dpa/Jens Büttner
Linz/Wien - In erster Linie sei "gegen die Erwachsenen ein Strafverfahren einzuleiten", die den Wodka für die Jugendlichen-Saufparty beschafft hatten: So reagierte am Sonntag der zuständige oberösterreichische Landesrat Josef Ackerl (SP) auf die Nachricht von einer promilleträchtigen Schüler-Geburtstagsfeier in einer Privatwohnung am Freitag in Wels.

Nach etlichen Schnäpsen aus der Wodkaflasche und aus der elterlichen Hausbar waren dort ein 13- und ein 14-jähriges Mädchen bewusstlos ins Spital eingeliefert worden. Nur wenige Tage davor war auf dem Fußballplatz einer Gemeinde bei St. Pölten eine Zwölfjährige, die sich mit ihrer Clique mit Alkohol zugeschüttet hatte, zusammengebrochen: Beispiele jugendlichen Binge-Trinkens, die Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky (ÖVP) zuletzt eine Harmonisierung und Verschärfung der Länder-Jugendschutzbestimmungen hatte fordern lassen.

Volljähriger besorgte Wodka

In Wels war der Wodka der 14-jährigen Gastgeberin von einem volljährigen Bekannten gebracht worden, statt der ursprünglich "bestellten" Alkopops: für Ackerl möglicherweise "fahrlässige Körperverletzung". Die oberösterreichischen Jugendschutzbestimmungen, laut denen unter 16-Jährige keinen Alkohol konsumieren dürfen, seien "auf das Härteste zu exekutieren", fordert er.

Damit schlägt der Landesrat in dieselbe Kerbe wie der Wiener Kinder- und Jugendanwalt Anton Schmid, der im Standard-Gespräch vor einer Verschärfung der Jugendschutzbestimmungen erst einmal "die bestehenden Regelungen ausschöpfen" möchte. Das nämlich geschehe derzeit nicht: "Zwölf- oder 13-Jährige, die im Café ein paar Achteln Rot bestellen, wurden vor zwanzig Jahren vom Kellner nicht einmal ignoriert. Heute bekommen sie das Gewünschte in vielen Fällen hingestellt."

"Vieles läuft schief"

Überhaupt seien die Erwachsenen - und unter ihnen vor allem die Gastronomen - verstärkt in die Pflicht zu nehmen: "Da läuft vieles schief." Für die kommenden Tage etwa habe ein Wiener Wirt, der es mit den Jugendschutzbestimmungen nicht so ernst nehme, wieder eine so genannte Flatrate-Party angekündigt.

"Wer kommt, bläst in einen Alkomaten, wer eine Stunde später am meisten Promille zugelegt hat, kriegt als Preis eine Flasche Schnaps", schildert Schmid. Events wie dieses finden auch in anderen Bundesländern immer wieder statt, über einschlägige Termine informieren eigene Homepages im Internet.

Der lässige Umgang Erwachsener mit jugendlichem Alkoholkonsum arbeitet laut Schmid einer "negativen Jugendkultur" entgegen. Seit "ein, zwei Jahren" liege das systematische sich Niedersaufen bei Jugendlichen europaweit im Trend: "Das macht mich sehr besorgt." Eingebettet sei dieser Bewusstlosigkeitstrend, der sich etwa auch in Computersucht ausdrücke, in Perspektivlosigkeit, etwa was die Chancen auf sinnstiftende Arbeit angehe.

Betroffen seien viele, "nicht die Hälfte, aber sicher mehr als zehn Prozent der Jugendlichen". Eltern müssten "bei Zehn- bis Zwölfjährigen eingreifen. Wer einmal 16 ist, lässt sich nichts mehr sagen." (Irene Brickner, DER STANDARD Printausgabe, 7.5.2007)