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Wien - Als "Zukunftsinvestitionen" in Wettbewerbsfähigkeit und Wirtschaftswachstum gelten Ausgaben für Forschung, Ausbildung (inkl. Finanzierung der Universitäten) und moderne Kommunikationstechnologien. Fasst man diese Aufwendungen zusammen, lässt die USA mit 18 Prozent gemessen am Bruttoinlandsprodukt Europa - derzeit 13 Prozent - im Regen stehen, erklärte der Chef des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo), Karl Aiginger. Die Schwachstellen im europäischen Modell sieht er dabei vor allem in der Grundlagenforschung und bei den Spitzen-Unis, wie er im Vorfeld der internationalen Konferenz "Science Impact" (10. bis 11. Mai in Wien) berichtete.

Auch puncto Forschungsquote hinkt Europa den USA deutlich hinterher - 1,9 Prozent stehen 2,6 Prozent gegenüber. Um die EU-Wettbewerbsfähigkeit im Sinne der Lissabon-Strategie zu steigern, sei die Förderung der Grundlagenforschung - gestützt durch den Europäischen Forschungsrat - ein primäres Ziel.

Wirtschaftsnahe Forschung

Bei der Grundlagenforschung geht es um sehr hohe Investitionsbeträge und umfassende Netzwerkaktivitäten. Es gibt zudem eine große Unkenntnis, wie ihre Ergebnisse später einmal in die Anwendung einfließen werden. Daher sieht Aiginger das Potenzial für die Förderung der Grundlagenforschung eher in einem länderübergreifenden Ansatz. "Neues zu entdecken, ohne zu wissen auf welchem Gebiet und ohne Absicherung durch schon existierende Firmen, dazu können sich einzelne Länder nicht so schnell entschließen", so der Wifo-Chef. Auf nationaler Ebene wird daher eher wirtschaftsnah geforscht.

"In Europa möchte man soziale und ökologische Ziele erreichen - damit das gelingt, muss aber auch Exzellenz im Technologiebereich gefördert werden", sagt der Ökonom. Als Vorzeigeregion gelten dabei die skandinavischen Länder, "die bereits in den 1990er Jahren gezeigt haben, das ein Sozialstaat nur erhalten werden kann, wenn Exzellenz in der Forschung auch finanziert wird." Der Wifo-Chef fordert daher mehr Priorität für "Forschung, Ausbildung und immaterielle Infrastruktur".

"Von der Mitte zur Spitze"

Auch wenn Österreich in den vergangenen Jahren eine ständig wachsende Forschungsquote - 1,4 Prozent 1993 auf 2,5 Prozent 2006 - vorweisen kann, so muss Aiginger zufolge auch hier zu Lande die Forschung weiter gestärkt werden, um "von der Mitte zur Spitze" zu kommen. Die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit baue zu wenig auf den "Zukunftsfaktoren" Forschung, Aus- und Weiterbildung und neuen Technologien auf. Es brauche neben mehr Geld auch Strukturverbesserungen, um mehr Wachstum, Beschäftigung und die Finanzierung gesellschaftlicher Anliegen zu erreichen.

Eine Spitzenposition in der Forschungshierarchie könne nur erreicht werden, wenn "mehr geforscht wird und mehr Headquarters mit Forschungszentren in Österreich angesiedelt werden". Exzellenz und Spitzenqualität in den einzelnen Branchen, radikale Innovationen und Innovation und Qualität bei Dienstleistungen sind erforderlich auf dem Weg zur Spitze. "Die Grundlagenforschung muss dabei eine Basis liefern." Die Europäischen Programme unterstützen hier nationale Schwerpunkte. Allerdings sollten auch nationale Forschungsprojekte und bestehende Uni-Institute nach Beurteilung durch Experten und im Wettbewerb um Exzellenz noch stärker unterstützt werden, damit Österreich auch im Technologiebereich eine Spitzenstellung einnehmen kann, betonte Aiginger. (APA)