Wien - Käme die Umwelt zum Arzt, würde ihr dieser eine radikale Diät verschreiben: weniger Kohlendioxid, weniger Stickoxide, weniger Feinstaub. Und ein rasch wirkendes Mittel gegen den Hochdruck in den Verkehrsadern wäre eine Temporeduzierung der Motorkörperchen - davon sind zumindest die "Umweltdoktoren" von Global 2000 überzeugt. Sie forderten am Mittwoch Tempo 80 auf Landstraßen, Tempo 110 auf Autobahnen und legten auch gleich ein Studie über damit verbundene Heilungschancen vor:

Pro Jahr könnten laut Berechnungen des Energiekonsulenten Stefan Moidl 650 Millionen Liter Treibstoff und 1,5 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden - rund ein Zehntel der in Österreich anfallenden Verkehrsemissionen. Bei Tempo 100 statt 130 würden weiters zwischen 18 und 25 Prozent weniger Stickoxide ausgestoßen. Bei einem Diesel-Pkw wären die Feinstaub-Emissionen um 27 Prozent geringer, so Moidl.

Weniger Staus

Nebenwirkungen von Tempo 80/110? "Eine Fahrt von Wien nach Eisenstadt beispielsweise würde um drei Minuten länger dauern", erklärte Heinz Högelsberger von Global 2000. Andererseits sei es eine verkehrsplanerische Binsenweisheit, dass bei reduzierter Geschwindigkeit die Durchflusskapazität zunehme, was Staus verhindern und die "verlorene" Zeit wieder gut machen würde. Die einzigen, die unter einer Entschleunigung leiden würden, wären die Mineralölfirmen, räumte Högelsberger ein. Ein Symptom, dass wiederum mit höheren Spritpreisen bekämpft werden könnte. Und damit auch der treibhausfördernde Tanktourismus nach Österreich.

Verlangsamung des Verkehrs

Die Grünen und der Verkehrsclub Österreich schlossen sich der Forderung nach einer Verlangsamung des Verkehrs zur Rettung des bestehenden Klimas an. 110 km/h als Highway-Limit gelten in Schweden und in baltischen Staaten. Großbritannien überlegt eine Reduzierung von 112 auf 97 Stundenkilometer. Zypern hat eine 100er-Beschränkung, in Norwegen sind 90 km/h erlaubt. (simo, DER STANDARD Printausgabe 10.5.2007)