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Düsseldorf/Berlin/Brüssel - Das europäische Satelliten-Navigationssystem Galileo wird den Steuerzahler noch mehr kosten als bislang bekannt. Aus dem EU-Budget sollten zwei bis drei Mrd. Euro in das System fließen, sagte EU-Verkehrskommissar Jacques Barrot dem "Handelsblatt" vom Donnerstag. Bisher war von bis zu zwei Mrd. Euro die Rede. Zudem solle die EU die Risiken bei Bau und Stationierung von 30 Satelliten übernehmen. Die Industrie hatte es abgelehnt, Kosten und und Risiken in privater Regie zu tragen. Am heutigen Donnerstag läuft ein Ultimatum an das Galileo-Konsortium aus, dem auch der Luft- und Raumfahrtkonzern EADS sowie die Deutsche Telekom angehören.

Das Betreiberkonsortium und der Generalunternehmer drängen auf klare Zuständigkeiten bei dem Projekt: "Wenn Deutschland als größter EU-Beitragszahler eine Führungsrolle übernimmt, wäre das hilfreich", sagte Jürgen Ackermann, der Chef des Galileo-Generalunternehmers Esnis, dem "Handelsblatt". Das Gemeinschaftsunternehmen der europäischen Satellitenhersteller baut derzeit Testsysteme. Ackermann warnte vor einer stärkeren Einflussnahme der europäischen Weltraumagentur Esa. "Sollte die Struktur verändert werden, drohen erhebliche Verzögerungen."

Ehrgeiziges Projekt

Das Satelliten-Ortungssystem ist eines der ehrgeizigsten Weltraumprojekte weltweit: Das System soll ab 2012 metergenaue Ortsbestimmungen für Autos, Schiffe und Flugzeuge ermöglichen. Damit soll es Konkurrent des bereits bestehenden US-Systems GPS werden.

Die deutsche Industrie hat ihren Rückzug beim geplanten europäischen Satellitennavigationssystem Galileo mit mangelnder Absicherung der Risiken durch die Politik gerechtfertigt. Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie, Thomas Enders, forderte am Donnerstag in Berlin nachdrücklich eine Ausdehnung des Systems auf militärische Anwendungen. Dann gebe es mehr Exportchancen dafür.

An diesem Donnerstag läuft ein wichtiges Ultimatum der EU für das Galileo-Konsortium ab. Nach dem Willen des deutschen Verkehrsministers EU-Ratspräsident Wolfgang Tiefensee (SPD) soll das System nun in öffentlicher Regie aufgebaut werden. (APA/AFP/AP/dpa)