Kieler Kochen
Erinnerungen an die Bauernküche seiner Großmutter brachten den Kieler Designprofessor Dieter Zimmer zu dem Schluss, dass sich auch in der Küche von heute noch alles Wichtige zwischen Herd und Tisch abspiele. Gemeinsam mit seinem Kollegen Günter Pries stellte Zimmer den Drittsemestrigen der Muthesius-Kunsthochschule Kiel die Aufgabe, einen Kochtisch neuen Typs zu entwickeln - er sollte Tisch und Herd in einer Art Zentrum vereinen.

Foto: Hersteller

Die Studenten begannen mit einer Analyse, welche Eigenschaften ein solches Möbel haben sollte, um Essensvorbereitung und familiäre Kommunikation gleichzeitig möglich zu machen. "Herausgekommen sind frappierende Ergebnisse mit einem Standard, den ich in meiner 25-jährigen Laufbahn als Hochschullehrer in dieser Qualität bei Drittsemester-Studenten bisher noch nicht erlebt habe", erklärt Zimmer. Zunächst sollten nur zwei der Entwürfe bei Alno umgesetzt werden, schließlich erhielten aber alle fünf Studenten einen Praktikantenvertrag, um ihre Tische bis zur Serienreife weiterzuentwickeln.

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"Long Island" von Andi Kern zum Beispiel besteht aus einer Tischplatte, die man mühelos durch einen fest stehenden Edelstahlblock schieben kann: So entstehen zwei durch den Block getrennte Arbeitsbereiche oder aber ein Esstisch für bis zu fünf Personen, wenn man die Platte ganz herauszieht. Durch das Wenden der Tischplatte hat der Nutzer die Wahl zwischen unterschiedlichen Holzfurnieren. Von Arne Bollensen stammt das mobile Kochelement "Liberty Island", das man an allen Esstischen anbringen kann. Beim Kochen dient die hinaufgeklappte Glasabdeckung als Spritzschutz, in der Servierfunktion bedeckt sie die Induktionskochfelder.
alno

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Blockweise
Passend zur minimalistischen Gestaltung der Küchenserie b3 hat Bulthaup einen skulptural wirkenden Monoblock entwickelt. Der Edelstahlkörper wird ohne Nahtstellen zwischen Rückwand, Wangen und Arbeitsplatte verarbeitet und sieht durch seine grifflosen Fronten sehr puristisch aus. Jeder Monoblock entsteht als Einzelanfertigung nach den individuellen Vorstellungen des Kunden:

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Funktionen wie Feuer- und Wasserstelle, Maße und Oberflächenmaterialien sind variabel. Er kann als Insel, Halbinsel oder vor einer Wand stehend geplant werden. Weitere Neuheiten sind Massivholzfronten im "Light-Design", Schichten aus ausgesuchten Hölzern und zwei feine Aluminiumstreifen wechseln sich dabei ab ebenso wie Elemente aus Linoleum im Farbton Anthrazit.
bulthaup

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Tischmanieren
Als spielerische Zukunftsvision gedacht, sorgte der Tischprototyp "Dining Desk" auf der Mailänder Möbelmesse im vergangenen Jahr für so viel Aufsehen, dass Poggenpohl ihn nun produzieren wird. Zieht man den Tisch an den Längsseiten auseinander, wird ein zuvor verdeckter Funktionsbereich sichtbar, der, mit Tablett, Teppan Yaki, Schneidebrett und Container ausgestattet, zum gemeinsamen Anrichten und Verfeinern der Speisen gedacht ist.

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Der Dining Desk ist zugleich ein repräsentativer Tisch zum Essen und Arbeiten und - zum Beispiel im Wohnzimmer oder gar im Büro installiert - ein Ort der Kommunikation. Die offenen Bereiche an den Stirnseiten ermöglichen den Einschub zweier Trolleys.
poggenpohl

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Selbst ist der Designer
Wenn man sich als Architekt und Designer ein Haus baut wie Kai Stania aus Wien, der hauptsächlich durch seine Büromöbelentwürfe für Bene bekannt wurde, dann braucht man auch eine Küche. Warum also sie nicht gleich selbst entwerfen? Stania fand mit dem Hersteller Team 7 einen aufgeschlossenen Partner und brachte seine Kochstätte zur Serienreife.

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"K7" ist eine motorisch höhenverstellbare Küche, die unterschiedliche Arbeits- und Sitzhöhen ermöglicht und sich fließend in Räume eingliedert. Die Türen und Laden der Massivholzfronten lassen sich per leichten Druck mit dem Knie oder Fuß öffnen und schließen. Auch eine höhenverstellbare Abzugshaube wurde eigens entwickelt.
team7

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Meisterstück
Mit "Cinqueterre" entwarf Vico Magistretti 1999 eine Küche aus Aluminium. Nun ergänzt Schiffini das äußerst erfolgreiche modulare System um ein neues, schwarzes Modell, das durch eine große Auswahl an Arbeitsplatten, Konsolen und Schränken aus Teak, Palisander, Canaletto-Nussbaumholz, Wenge oder Bambus ergänzt wird. Der im vergangenen Jahr verstorbene Magistretti spielte mit gegensätzlichen und harmonischen Materialwirkungen:

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Eine Arbeitsplatte aus gebürstetem schwarzem Granit erzeugt Kontrast zur Leichtigkeit des Aluminiums, eine andere aus glänzendem Edelstahl unterstreicht den schwarzen Satineffekt. Die Fronten bestehen aus leichtem Aluminium mit einem gewellten Profil, das Schubladen bis zu einer Breite von 210 cm zulässt.
schiffini

(Heike Edelmann/Der Standard/rondo/11/05/2007)

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