Das Problem mit den Dachterrassen

ist ja nicht, wie bei Barbara Puskas so anregend zu sehen, Unkraut, Laus und Assel, also wild wuchernde "Natur im Garten": Die wahren Probleme im Obergeschoß kommen von nebenan. Der Dach-Neuling ist kaum eingezogen, schon hängen die Nachbarn am Geländer und keppeln lustvoll selbstzufrieden: "Der verwendet wirklich Waschbetonplatten!"

Foto: ORF/epo-film/Petro Domenigg

Recht schnell stellt sich dann dieses "Schau, was er jetzt wieder macht!"-Klima ein:

Jesses, ein Brunnen! "Kehrt ein bisschen viel zusammen, oder?", dokumentiert schließlich eingemeißelte Dauersüffisanz. Selbst verwalten sie einen geschmacklosen Terracotta- und Plastikgschirrl-Ramschladen. Nachbar mäht Rasen? "Mit dem entsetzlichen Krawall hat er nicht nur uns aufgeweckt, sondern stört auch noch die schwarzen Wegameisen!" Alle Achtung, hier hat jemand eine Möglichkeit gefunden, sich unglücklich zu machen.

Foto: ORF/epo-film/Petro Domenigg

Wieder rückt Puskas "Alltagstiere" in den Mittelpunkt:

Engerlinge, Asseln, Hummeln, Schmetterlinge, Libellen, Tauben und Turmfalken und wie sie ihre Lebensräume einrichten. Dachterrassen-Bewohner gehen dabei ebenfalls recht eigenwillig vor. Sie säen, sie ernten, sie verarbeiten: Am Dach ist der Städter Landwirt. Und wenn man's richtig macht, dürfen Bauer und Bäuerin obendrein die glückende Zweierbeziehung einfahren. Alles bio, natürlich.
Also mir ist der fehleranfällige, von irregeleiteten Dachterrassen-Stilregeln sich befreit habende Typ eindeutig lieber. (prie/DER STANDARD, Printausgabe, 11.5.2007)

Foto: ORF/epo-film/Petro Domenigg