In Zeiten der bezüglich Musik und Programminhalten ähnlich gestrickten Formatradios hat sich ein Radiokonzept etabliert, das sich über die Grenzen des gängigen "Einheitsbreis" hinsichtlich Hitradio-Formate hinwegsetzt. Ein Konzept, das unter dem in sich weit gefächerten Begriff "Alternativradio" subsumiert werden kann. Diese so unterschiedlichen Alternativradios schaffen für die junge Zielgruppe nicht nur ein differenziertes Angebot an Programminhalten, sondern liefern auch Anhaltspunkte für musikkulturelle Sozialisationsprozesse. Damit tragen Alternativradios auch eine gesellschaftliche Verantwortung. Bis auf einige wenige Ausnahmen, etwa das steirische Privatradio "Soundportal", werden diese Konzepte zum Großteil von öffentlich-rechtlichen Medienanstalten umgesetzt.

Das Ziel dieser Diplomarbeit ist es, Alternativradios aus Deutschland (Fritz, Radio Eins), Australien
(Triple J) und Österreich (FM4, Radio Soundportal) vergleichbar zu machen – trotz unterschiedlichster Voraussetzungen bei ihrer Konzipierung sowie länderspezifischer Entwicklungen im Radiobereich. Einer fundierten Beschäftigung mit den Besonderheiten der Alternativradios im Allgemeinen folgt im Speziellen eine Analyse der exemplarisch für diese Diplomarbeit ausgesuchten Radios. Wissenschaftlich geführte Interviews mit Experten, die eng mit der Identität ihres Radios verwurzelt sind, lassen als Schlussfolgerung die Aufstellung von fünf Hypothesen zu.

Fünf Hypothesen

1. Je mehr Privatradios auf den Markt drängen bzw. je intensiver Radiomärkte liberalisiert werden, desto größer ist die öffentlich-rechtliche Pflicht, ein Alternativradio zu betreiben und eine programmliche Vielfalt anzubieten.

2. Trotz unterschiedlicher Konzept-Ideen und medienpolitischer Voraussetzungen bei der Gründung entwickeln sich internationale öffentlich-rechtliche Alternativradios zu einem massenverträglichen und miteinander vergleichbaren Format.

3. Auch privatwirtschaftlich organisierte Unternehmen können ökonomisch erfolgreich Alternativradios betreiben, da eine von Werbetreibenden hoch geschätzte Zielgruppe angepeilt wird.

4. Je geringer Alternativradios Quotendruck ausgesetzt sind, desto kreativer und instinktbasierter laufen Entscheidungsfindungsprozesse bei Alternativradios ab.

5. Je geringer Alternativradios Quoten-Druck ausgesetzt sind, desto authentischer ist das Programm des Senders und desto stärker ist die Hörerbindung an den Sender.