Wien - Die Privatisierung der Postsparkasse (P.S.K.) dürfte nach Angaben aus Finanzkreisen einen deutlich höheren Erlös als die geplanten zwölf Milliarden Schilling bringen. Das Angebot der Bank für Arbeit und Wirtschaft AG (Bawag) liegt dem Vernehmen nach knapp über 16 Milliarden Schilling, jenes der Volksbanken-Gruppe mit Unterstützung der deutschen Versicherungsgruppe soll um 1,5 Milliarden Schilling darunter liegen, wobei aber eine Nachbesserung angeboten worden ist. Damit würde der Erlös für die P.S.K. nur geringfügig unter jenem Preis liegen, den die Bank Austria vor drei Jahren für den Erwerb der CA (17,2 Milliarden Schilling) bezahlt hat. Preistreibend dürfte das informelle Interesse der Deutschen Postbank gewirkt haben, die mit Rücksicht auf den Börsengang der Mutter, der Deutschen Post AG, nun kein Offert abgab. ÖIAG-Chef Rudolf Streicher, der zur Höhe der Offerte erwartungsgemäß keine Stellungnahme abgibt, hatte vor geraumer Zeit darauf hingewiesen, dass der Höchstbieter nicht unbedingt der Bestbieter sein müsse. Dies bedeutet, dass die strategischen Konzepte eine Rolle spielen, wobei es wohl auch um die Übernahme des Personals geht. P.S.K.-Vorstand und Betriebsrat, die allerdings nicht die Interessen des Eigentümers vertreten, zeigen eine deutliche Präferenz für die Bawag. Beide Bieter würden jedenfalls durch den möglichen Vertrieb ihrer Produkte über die Postämter ihr Netz erheblich ausweiten. Für die Bawag wäre die Ausweitung des Netzes in Westösterreich von besonderem strategischen Wert, für die Volksbanken, die immer wieder als Übernahmeziel des Raiffeisen-Bereichs gelten, stellte der Zugewinn an Größe eine Absicherung der Selbstständigkeit dar. Die P.S.K. kann das Vertriebsnetz der Österreichischen Post AG mit etwa 2300 Schaltern mitnutzen und hat weiters einen hochprofitablen Drittelanteil an der Österreichischen Lotterien GmbH. Bei einer Konzernbilanzsumme von 300,5 Milliarden Schilling hatte die P.S.K. zum Jahresultimo 1999 anrechenbare Eigenmittel von 11,45 Milliarden Schilling ausgewiesen. Die Entscheidung über den Zuschlag soll noch im August fallen. Die beiden Offerte werden nun im Detail analysiert, auch nach der strategischen Konzeption bewertet und dann dem ÖIAG-Aufsichtsrat zur Genehmigung vorgelegt. (ha/ung) (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 3.8. 2000)